Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

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v Allein, was ist ihr Zweck? so fragten hier die Freunde. 
z6s Vielleicht besorgen sie die Wohlfahrt der Gemeinde? — NAch nein! 
— So suchen sie der Weisen Stein? — Ihr irrt. — 8Eo wollen 
sie vielleicht des Cirkels Viereck finden? — »Nein! — So bereu'n 
sie alte Sünden? — “Das ist es alles nicht. — So sind sie gar 
verwirrt, UWenn sie nicht hören, reden, fühlen, Noch sehn. 
Was thun sie denn? — Sie spielen. 
71. Der Fuchs und der Esel.“ 
Ein Pferd ist doch ein schönes Thier, »Herr Esel! sprach 
10. der Fuchs; Schon steh' ich eine Stunde hier, »Betrachtend diese 
da. O welch ein Wuchs! Ich sehe mich nicht satt. Sie sprangen 
dir noch eben So zierlich leicht und schön Im Klee herum; in 
meinem Leben dHab' ich nichts Artigers gesehn. O bleibe doch ein 
Weilchen bei mir stehn! — 1Warum? — Um ihre Sprüng' und 
Schönheit anzusehn. — uDas wäre wohl der Mühe werth! Ich 
springe dir so gut als dort das beste Pferd. — BEi, welch ein 
Wunder wäre das! uDu solche Sprünge machen? — Der Esel 
sprang. Der Fuchs warf sich ins Gras, Und wollte sich zu 
Tode lachen. 
29. 
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72. Das Pferd und der Esel. 
Einst trug auf seinem schmalen Rücken ?Ein Esel eine schwere 
Last, Die fähig war ihn todt zu drücken. Ein ledig Pferd gieng 
neben ihm. 
Du hast ꝰ Auf deinem Rücken nichts, sprach das geplagte Thier; 
25. Hilf lebes Pfordchen, ach, ich bitte dich, hüf mir? Was hel⸗ 
fen, sagt der grobe Gaul; 8Du bist der rechte Gast, du bist ein 
wenig sul Trag zu! · — 
Ich sterbe, liebes Pferd — Die Last erdrückt mich; rette mi 
Die daln ban ain Spiel fur dihl 2222 
30. nIch kann nicht! sprach das Pferd. 
Kurz: unter dem zu schweren Sack Erlag der Esel. Sack 
und Pack 8Warf man dem groben Rappen auf; 6 Des Esels Haut 
noch oben drauf. 
73. Der Fischreiher. 
Am Ufer eines Baches gieng Ein Reiher auf und ab, auf 
langen dürren Beinen, sMit langem Hals, an dem ein langer 
Schnabel hieng; Des Bachs Gewässer floß auf harten Kieselsteinen 
Bergab mit angenehmem Schall, Durchsichtig wie Krystall. Die 
Fische waren güter Dinge, Vollbrachten tausend frohe Sprünge, 
40. Mnd sonnten sich am Sonnenstrahl. Herr Reiher, wie so faul? 
7174 von Johann Wilhelm Ludwig Gleim.
	        
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