Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

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stellte seinen Sessel neben den seinen; eine Dienerin brachte in gol— 
dener Kanne Waschwasser für die Hände des Fremdlings; die ehr— 
bare Schaffnerin trug Brod und Fleisch herbei, sein Diener zerlegte 
die Speisen, und um die goldenen gefüllten Becher wandelte, Wein 
h. einschenkend, der Herold. Bald darauf traten auch einer um den 
andern die Freier ein, und setzten sich alle auf stattliche Lehnsessel; 
die Herolde besprengten ihnen die Hände, die Mägde reichten ihnen 
Brod in Körben, die Diener füllten ihnen den Becher bis zum Rande, 
und sie machten sich, als kämen sie nicht eben vom Schmause, über 
das leckere Mahl her. Dann gelüstete sie nach Reigentanz und Gesang, 
der Herold reichte dem Sänger Phemius die zierliche Harfe, und 
dieser, von den trotzigen Freiern gezwungen, schlug die Saiten an 
und begann den herzerfreuenden Gesang. 
Während nun diese dem Liede horchten, neigte Telemach sein 
15. Haupt nahe an das seines Gastes und flüsterte der verwandelten 
Göttin ins Ohr: „Wirst du mir, lieber Gastfreund, was ich dir 
sage, nicht verargen? Siehst du, wie diese Menschen hier fremdes 
Gut ohne Ersatz verprassen? Das Gut meines Vaters, dessen Gebein 
vielleicht am Meeresstrand im Regen modert, oder auf den Wellen 
umhergetrieben wird. Er kommt wohl nicht wieder heim, sie zu 
strafen! — Aber du sage mir, edler Fremdling, wer bist du, wo 
hausest du? wo deine Eltern? Bist du vielleicht schon vom Vater 
her unser Gastfreund?“ — „Ich bin,“ erwiederte Minerva, „Mentes, 
der Sohn des Anchialus, und beherrsche die Insel Taphos; ich kam 
zu Schiffe hieher, um in Temesa Erz gegen Eisen einzutauschen. 
Frage deinen Großvater Laertes, den Greis, der, wie man sagt, 
ferne von der Stadt, in Kummer auf dem Lande sich abhärmt: er 
wird dir sagen, daß unsere Häuser seit der Altväter Zeiten in Gast— 
freundschaft mit einander leben. Ich kam, weil ich glaubte, dein 
Vater sei wieder daheim. Dem ist nun freilich nicht so; aber doch 
lebt er gewiß noch; er ist wohl irgendwo an eine wilde Insel ver— 
schlagen und wird mit Zwang dort festgehalten. Ja, mir sagt es 
mein weissagender Sinn, er weilt nicht lange mehr, er macht sich 
bald los, und kehret heim! Du bist doch deines Vaters leiblicher 
Sohn, lieber Telemachus. Wie du ihm am Haupte, zumal an den 
freundlichen Augen gleichest! Denn wisse, ich habe deinen Vater 
gekannt, ehe er gen Troja fuhr. Seitdem sah ich ihn nicht mehr. 
Doch, sage mir, was ist denn das für ein Gewühl in deinem Hause? 
Feierst du denn ein Gastmahl, oder ein Hochzeitsfest?“ 
Telemach antwortete mit einem Seufzer: „Ach lieber Gastfreund, 
ehemals mochte wohl unser Haus angesehen und begütert heißen; 
jetzt ist es anders: alle diese Männer aus der Nachbarschaft, die du 
hier siehest, umwerben meine Mutter, und verzehren unser Gut. Sie 
felbst kann eine verabscheute Wiedervermählung nicht abschlagen und 
nicht vollziehen. Indessen verwüsten diese Schlemmer mein Haus, 
und in Kurzem werden sie mich selbst umbringen!“ Mit zornigem 
Schmerz antwortete die Göttin: „Wehe, wie sehr bedarfst du des 
Vaters, Jüngling! Wohl empfehle ich dir zu bedenken, wie du 
diesen lästigen Schwarm aus dem Palaste fortdrängest! Laß mich 
10. 
20. 
30. 
15.
	        
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