Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

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Kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter, 
flatternder Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen 
Nebelstreif, den eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die 
Gläser der Sternseher betrachtet, löset sich dieser ganze herrliche Licht— 
nebel in unzählige kleine Sterne auf, wie wenn man zum Fenster 
hinaus an den Berg schaut, und nur grüne Farbe sieht, aber schon 
durch ein gemeines Perspectiv erblickt man Baum an Baum und 
Laub an Laub, und das Zählen läßt man auch bleiben. 
Ja, es ist glaublich, daß, wenn ein Sternseher auf den letzten 
10. obersten Stern sich hinaufschwingen könnte, der von hier aus noch 
zu sehen ist, so würde er noch nicht am Ende sein, sondern ein 
neuer Wunderhimmel voll Sterne und Milchstraßen würde sich vor 
seinen Augen aufthun, bis ins Unendliche hinaus. 
Was aber die Bewegung der Sterne betrifft, wenn man auch 
15. sagen will, sie gehen auf und unter, so gehen sie doch nicht alle 
auf und unter, sondern wenn man sich gegen Norden stellt, wo 
der Winter und die Russen herkommen, und halbwegs am Himmel 
hinaufschaut, nicht gar weit vom großen Heerwagen, dort steht ein 
Stern, der sich nicht sonderlich bewegt und der Angelstern oder 
Polarstern heißt, der Herr Pfarrer kennt ihn. Auf diesen schauen 
die andern Sterne bis zum Thierkreis oder den 12 Zeichen hinaus, 
als auf ihren Flügelmann oder ihr Centrum, und drehen sich um 
ihn herum. Die näheren drehen sich in kleineren Kreisen um ihn 
herum, also, daß sie auch nie untergehen. Deswegen kann man 
z. B. den Heerwagen Sommer und Winter die ganze Nacht sehen, 
bald über, bald unter dem Angelstern. Aber die entfernteren in 
ihren großen Kreisen müssen schon unten um die Erde herumgehen, 
und auf der andern Seite wieder hinauf. Also kann man z. B. 
das Siebengestirn nicht immer sehen. Wenn es unten ist, kann 
man es nicht sehen. Stellt man sich aber gegen Süden, wo der 
Sommer, die Mohren und die Störche herkommen, dem Angelstern 
gegenüber, eben so tief unter uns, als dieser über uns, steht wieder 
so ein Angelstern, der sich gar nicht bewegt. Auf den schauen die 
Sterne, die jenseits des Thierkreises stehen, und bewegen sich auch 
um ihn herum, immer in kleineren Kreisen, je näher sie ihm 
kommen, ganz so wie hier zu Land. 
Allein das alles ist im Grunde doch nur Schein. In der 
That selbst aber ist es, wie hier folgt. Die Erde hängt ringsum 
zwischen lauter himmlischen Sternen ohne Zahl und ohne Ende, 
und wie? Es wäre dem Hausfreund lieb, wenn sich der geneigte 
Leser noch erinnern wollte an alles, was über die Axe der Erde, 
über ihr Umdrehen derselben und über ihre Pole früher gesagt wor— 
den ist. Denn der eine Pol der Erde, der unsere, dem wir am 
nächsten sind, schaut gegen den obern Polarstern am Himmel, nicht 
ganz, aber ungefähr; der andere Pol der Erde schaut gegen den 
aͤndern Polarstern am Himmel, den wir hier zu Land und auf unsern 
Bergen nie sehen, gegen den untern; und die Arxe oder Spindel, 
welche gleichsam durch die Erde hindurch geht, es geht keine durch, 
aber wenn sie durchgienge, und unten und oben bis in die Sterne 
20. 
35.
	        
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