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Wagstück möglich. In der frühesten Jugend wird es schon an Ent—
behrungen aller Art gewöhnt, zum Niederknieen gebracht, und ge—
zwungen, in dieser Lage zu verweilen. Später erhält es eine be—
trächtliche Last aufgebürdet, die einer noch schwereren Platz macht.
Die meisten dieser Thiere werden zum Lasttragen gebraucht;
einiger andern, die sich zu diesen wie Reitpferde zu Lastpferden ver—
halten und Maherri genannt werden, bedient man sich nur zum
Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer
Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Geräthe versehen. Der Maherri
läuft gewöhnlich nur zwanzig Stunden; allein angetrieben legt er 10.
auch sechzig Stunden zurück. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen—
Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen
zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims—
karawanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin
achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind 15.
in der Mitte hohl, und haben an den beiden Bogen ein Stück run—
des, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält.
Lange an den Seiten herabhängende Beutel mit einiger Nahrung für
den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner
Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist 20.
ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die
Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst
beschwerlich; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel wer⸗
den wie zerbrochen, dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch
die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt;
auch lebt der Reiter in Furcht, auf dem hohen Sitze das Gleichgewicht
zu verlieren und herunterzustürzen, und die Schnelligkeit des Laufs
in der glühenden Lust soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Un—
bequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer
zu zählen, welche sich auf dem Höcker aufhalten; und wenn die Dro- 30.
medare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge
um die Existenz des Reiters noch größer.
Alle Kameele lieben Musik, und scheinen an der menschlichen
Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken
Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie 36.
wirken soll als alle Schläge; auch sollen sie, nach den Zeugnissen
einiger Reisenden, langsamer und rascher gehen, je nach dem lang—
sameren und schnelleren Tact des Gesanges. Werden sie überladen,
so sleigen sie nicht eher auf, bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind
äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist, nach eines Reisenden Versiche-⸗ 40.
rung, ein alter Weidenkorb ein ganz gutes Essen. Haben sie jedoch
reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen
füttert man sie mit etwas Gerste, Bohnen, Datteln oder mit Ku—
geln von Weizenmehl.
Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist 45.
die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann,
und dies allein macht es zu dem nützlichen, für die Araber unent—
behrlichen Geschöpf. Hat es lange gedurstet, so wittert es hoch in
der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt