Full text: [Bd. 1, [Schülerband]] (Bd. 1, [Schülerband])

349 
m 
diese Worte dunkel waren, so fragten sie noch einmal nach der Mei⸗ 
nung; und nun baten sie und drängten sie so lange, bis er endlich 
sagte, es sei einst dieser Solon, ein Mann aus Athen, zu ihm ge⸗ 
kommen, dem habe er alle seine gepriesenen Schätze gezeigt, jener 
aber habe sie nichts geachtet, und habe dabei Worte gesprochen, wie 
fie an ihm, dem König, ganz und gar in Erfüllung gegangen, die 
er jedoch nicht gerade nur auf ihn, sondern auf alle Menschendinge 
gesagt habe, und besonders auf diejenigen, die sich in ihrer eigenen 
Meinung für glücklich halten. Krösus erzählte dies, der Scheiter— 
haufe war aber schon angezündet und stand ringsum in Flammen. 
Als nun Cyrus von den Dolmetschern hörte, was Krösus gesagt 
hatte, und bedachte, daß er, selbst ein Mensch, einen andern Men— 
schen, der an Gütern des Glücks nicht geringer als er selbst ge— 
wesen, lebendig dem Feuer übergeben wolle; und als er, zu diesem, 
die Sirafe fürchtete und überlegte, wie nichts, was Menschen das 15. 
Ihre neunen, Bestand habe; da wurde er andern Sinnes und be— 
fahl, aufs schnellste das brennende Feuer zu löschen und den Krösus 
mit den Knaben herabzuführen. Darauf fragte er ihn: „Krösus, 
welcher Mensch hat dich beredet, gegen mein Land zu ziehen und 
mir aus einem Freunde ein Feind zu werden?“ Darauf sagte Krösus: 20. 
„o König, was mich so haändeln ließ, war dein guter und mein 
jchlimmer Stern. Ich war verblendeten Sinnes, und von dem 
trügerischen Orakel des Gottes der Hellenen irre geleitet. Niemand 
ist ja so unverständig, daß er den Krieg vor dem Frieden wählet. 
Denn im Frieden sind es die Kinder, so die Eltern, im Kriege sind 26. 
es die Eltern, so die Kinder begraben. Allein dies mußte wohl 
nach dem Willen der Götter also ausgehen.“ So sprach er. Cyrus 
aber nahm ihm die Fesseln ab und setzte ihn neben sich, und er— 
wies ihm alle mögliche Sorgfalt. Mit Verwunderung betrachtete 
m selbst und alle seine Perser. Er aber war nachdenklich 30. 
und stille.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.