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diese Worte dunkel waren, so fragten sie noch einmal nach der Mei⸗
nung; und nun baten sie und drängten sie so lange, bis er endlich
sagte, es sei einst dieser Solon, ein Mann aus Athen, zu ihm ge⸗
kommen, dem habe er alle seine gepriesenen Schätze gezeigt, jener
aber habe sie nichts geachtet, und habe dabei Worte gesprochen, wie
fie an ihm, dem König, ganz und gar in Erfüllung gegangen, die
er jedoch nicht gerade nur auf ihn, sondern auf alle Menschendinge
gesagt habe, und besonders auf diejenigen, die sich in ihrer eigenen
Meinung für glücklich halten. Krösus erzählte dies, der Scheiter—
haufe war aber schon angezündet und stand ringsum in Flammen.
Als nun Cyrus von den Dolmetschern hörte, was Krösus gesagt
hatte, und bedachte, daß er, selbst ein Mensch, einen andern Men—
schen, der an Gütern des Glücks nicht geringer als er selbst ge—
wesen, lebendig dem Feuer übergeben wolle; und als er, zu diesem,
die Sirafe fürchtete und überlegte, wie nichts, was Menschen das 15.
Ihre neunen, Bestand habe; da wurde er andern Sinnes und be—
fahl, aufs schnellste das brennende Feuer zu löschen und den Krösus
mit den Knaben herabzuführen. Darauf fragte er ihn: „Krösus,
welcher Mensch hat dich beredet, gegen mein Land zu ziehen und
mir aus einem Freunde ein Feind zu werden?“ Darauf sagte Krösus: 20.
„o König, was mich so haändeln ließ, war dein guter und mein
jchlimmer Stern. Ich war verblendeten Sinnes, und von dem
trügerischen Orakel des Gottes der Hellenen irre geleitet. Niemand
ist ja so unverständig, daß er den Krieg vor dem Frieden wählet.
Denn im Frieden sind es die Kinder, so die Eltern, im Kriege sind 26.
es die Eltern, so die Kinder begraben. Allein dies mußte wohl
nach dem Willen der Götter also ausgehen.“ So sprach er. Cyrus
aber nahm ihm die Fesseln ab und setzte ihn neben sich, und er—
wies ihm alle mögliche Sorgfalt. Mit Verwunderung betrachtete
m selbst und alle seine Perser. Er aber war nachdenklich 30.
und stille.