Full text: Für Sexta und Quinta (Abt. 1, [Schülerband])

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110. Möbe. 
I. Buschmami, a. a. O-, S. 13—14. 
Niobe war eine Tochter des Täntalüs und Gemahlin des 
Königs Ämphwn von Theben. Sie war stolz und hochfahrend 
wie ihr Vater, und nichts schmeichelte ihrem Stolze mehr, als daß 
sie Mutter war von sieben stattlichen Söhnen und ebensovielen 
blühenden Töchtern. Sie ging sogar so weit, ihren Untertanen, 
den Thebanern, zu verbieten, daß sie der Lätönä, der Mutter des 
Apollo und der Diana, opferten, und verlangte für sich selber 
göttliche Ehren. „Wagt es nicht," sprach sie, „mir diese armselige 
Göttin vorzuziehen! Nur zweier Kinder vermag sie sich zu rühmen; 
das ist der siebente Teil meiner Mutterfreude. Fort mit den Opfern, 
und versucht nicht wieder dies törichte Beginnen!" Aber diese 
Schmähung sollte nicht ungestraft bleiben. Durch eine Wolke ver¬ 
hüllt, eilten Apollo und Diana in raschem Fluge nach Theben. 
Dort waren gerade die Söhne der Niobe vor den Toren der Stadt 
mit fröhlichem Kampfspiel beschäftigt. Den einen nach dem andern 
rafften des Apollo schnelle Pfeile dahin. Der Jammer des Volkes 
drang zu den Ohren der Mutter. Von ihren Töchtern begleitet, 
eilt sie hinaus auf das Feld; aber kaum hat sie noch ein Wort 
der Klage gefunden, da trifft schon ein Pfeil der Diana die älteste 
Tochter der Königin. Und eine um die andere sinkt tödlich getroffen 
zu Boden. „Nur die einzige laß mir, nur die jüngste entreiße 
mir nicht!" fleht die unglückliche Mutter. Aber auch diese stürzt 
tot zu ihren Füßen. Gramvoll sitzt jetzt die Jammernde zwischen 
den Leichen ihrer Kinder; ihr Leid macht sie erstarren. Sie wird 
zu Stein, und nichts mehr lebt an ihr als ihre Tränen; unauf¬ 
hörlich rinnen diese aus ihren marmornen Augen hervor. 
111. Daeöälüs unö Skärüs. 
I. Buschmann, a. a- €., S. 18. 
Daedalus, ein berühmter Künstler und Bildhauer aus Athen, 
hatte einst im Zorn seinen Schwestersohn erschlagen, als dieser 
durch seine Geschicklichkeit den Meister selbst zu übertreffen drohte. 
Er wurde flüchtig und begab sich zun: Könige Minos von Krötä, 
der ihn gütig aufnahm und ihm den Auftrag gab, das Labyrinth, 
ein großes Gebäude mit vielerlei Jrrgängen, zu erbauen. Als 
das Gebäude fertig war, wollte Minos den kunstreichen Werk¬ 
meister nicht entlassen. Da ersann Daedalus eine kluge List. Aus 
Federn, die er durch Wachs in künstlicher Ordnung verband, fertigte
	        
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