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Naschen den Speck, klapps! fiel sie zusammen und das lüsterne Mäuschen
war zerquetscht.
Aug. Ed. Preuß und Joh. Andr. Vetter. Preich. Kinderfreund. Königsberg 1869^. S. 19.
18. Der Katze die Schelle anhängen.
1.
Die Mäuse berieten sich einst, wie sie sich gegen die Nachstellungen der
Katze schützen möchten. Da machte eine von ihnen den Vorschlag, man solle
der Katze eine Schelle anhängen, durch deren Klang sie dann früh genug zur
Vorsicht und zur Flucht ermahnt würden. Der Vorschlag fand allgemeinen
Beifall. „Wer aber wird der Katze die Schelle anhängen?" fragte eine alte
und verständige Maus. Alle schwiegen und eine nach der andern schlich sich
still davon.
2.
Einst waren die Mäuse in großer Not; denn die Katze fing und tötete
alle, welche sich sehen ließen. Als nun die Katze eines Tages ausgegangen
war, hielten sie eine Versammlung und berieten, wie sie dem Übel Einhalt
tun möchten. Aber da war guter Rat teuer; die erfahrensten Mäuse be¬
dachten sich vergeblich. Endlich setzte sich ein junges Mäuschen aus die
Hinterfüßchen und sagte: „Ich weiß, wie wir es machen: wir hängen der
Katze eine Schelle um, dann können wir sie von weitem kommen hören und
schnell in unsere Löcher fliehen." Alle Mäuse riefen: „Das ist ein guter
Vorschlag, das wollen wir tun!" und blickten fröhlich umher. Die Freude
war aber von kurzer Dauer; denn eine alte Maus erhob sich und sprach:
„Ja, wer wird aber der Katze die Schelle umhängen?" Da riefen alle Mäuse:
„Ich nicht! Ich auch nicht!" Und weil kein Mäuschen verwegen genug war,
so blieb es beim alten und die Katze geht heute noch ohne Schelle.
Dietlein-Polack. Aus deutschen Lesebüchern. Gera 1891*. Bd. I. S. 407.
3.
Die Mäuse hielten einmal eine Volksversammlung, um sich zu beraten,
wie sie den Nachstellungen der Katzen entgehen könnten. Da war aber guter
Rat teuer und vergebens rief der Vorsitzer die erfahrensten Männer der Ge¬
meinde auf, bis endlich ein junger Mäuserich zwei Finger emporstreckte und
um die Erlaubnis bat zu sprechen.
Als diesem nun das Wort gegeben ward, hub er an und sprach: „Ich
habe lange darüber nachgedacht, warum uns die Katzen so gefährlich sind.
Das liegt nicht sowohl an ihrer Geschwindigkeit, von der so viel Wesens
gemacht wird; würden wir sie zur rechten Zeit gewahr, so wären wir wohl
behende genug in unser Loch zu entspringen, ehe sie uns etwas anhaben
könnten. Ihre Überlegenheit liegt vielmehr in ihren samtenen Pfoten, hinter
welchen sie ihre grausamen Krallen so lange zu verbergen wissen, bis sie uns
in den Tatzen haben. Denn da wir den Schall des Katzentritts nicht ver¬
nehmen, so tanzen und springen wir noch unbesorgt über Tisch und Bänke,
wenn der Todfeind schon hervorschleicht und den Buckel zum Sprunge krümmt
uns zu haschen und zu würgen. Darum ist meine Meinung, man müsse der