Full text: [Teil 6, [Schülerband]] (Teil 6, [Schülerband])

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Sieht man am Hause doch gleich so deutlich, wes Sinnes der Herr sei, 
wie man, das Städtchen betretend, die Obrigkeiten beurteilt. 
Denn wo die Türme verfallen und Mauern, wo in den Gräben 
Unrat sich häufet und Unrat auf allen Gassen herumliegt, 
wo der Stein aus der Fuge sich rückt und nicht wieder gesetzt wird, 
wo der Balken verfault und das Haus vergeblich die neue 
Unterstützung erwartet: der Ort ist übel regieret. 
Denn wo nicht immer von oben die Ordnung und Reinlichkeit wirket, 
da gewöhnet sich leicht der Bürger zum schmutzigen Saumsal, 
wie der Bettler sich auch an lumpige Kleider gewöhnet. 
Darum hab' ich gewünscht, es solle sich Hermann auf Reisen 
bald begeben und sehn zum wenigsten Straßburg und Frankfurt 
und das freundliche Mannheim, das gleich und heiter gebaut ist. 
Denn wer die Städte gesehn, die großen und reinlichen, ruht nicht, 
künftig die Vaterstadt selbst, so klein sie auch sei, zu verzieren. 
Lobt nicht der Fremde bei uns die ausgebesserten Tore 
und den geweißten Turm und die wohlerneuete Kirche? 
Rühmt nicht jeder das Pflaster, die wasserreichen, verdeckten, 
wohlverteilten Kanäle, die Nutzen und Sicherheit bringen, 
daß dem Feuer sogleich beim ersten Ausbruch gewehrt sei? 
Ist das nicht alles geschehn seit jenem schrecklichen Brande? 
Bauherr war ich sechsmal im Rat und habe mir Beifall, 
habe mir herzlichen Dank von guten Bürgern verdienet, 
was ich angab, emsig betrieben, und so auch die Anstalt 
redlicher Männer vollführt, die sie unvollendet verließen. 
So kam endlich die Lust in jedes Mitglied des Rates. 
Alle bestreben sich jetzt, und schon ist der neue Chausseebau 
fest beschlossen, der uns mit der großen Straße verbindet. 
Aber ich fürchte nur sehr, so wird die Jugend nicht handeln; 
denn die einen, sie denken auf Lust und vergänglichen Putz nur; 
andere hocken zu Haus und brüten hinter dem Ofen. 
Und, das fürcht' ich, ein solcher wird Hermann immer mir bleiben. 
126. Die Gemeinde, ein Staat im kleinen. 
Deimling. 
Der Staat ist eigentlich nichts anderes als eine große Gemeinde 
und diese in vieler Beziehung nichts anderes als ein kleiner Staat. 
Hier wie dort handelt es sich darum, die gemeinsamen Angelegenheiten 
einer Mehrzahl von Menschen so zu besorgen, wie es den Zwecken des 
Ganzen und den Bedürfnissen des einzelnen am besten entspricht.
	        
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