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18. Abschied.
Joseph Ereiherr von Eiehendorff. Gedichte. Halle a. S. O. J. Otto Hendel. 8. 21.
1. O Thãler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andãcht'ger Aufenthalt!
Da drauben, stets betrogen,
Saust die geschãft'ge Weolt,
Schlag noch einmal die Bogen
Im mich, du grünes Zelt!
2. Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Dab dir dein Herz erklingt:
Da mag vergebn, verwehen
Das truübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit!
3. Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes WMort
Von rechtem Thun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte schlicht und wabr,
Und dureh mein ganzes Wesen
Ward's unaussprechlich klar.
. Bald werdl ich dich verlassen,
Fremd in der Premde gebn,
Auf bunt bewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt!
*
19. Der Fischer.
Johbann Wolfgang von Goethe. Werke. Herausgeg. vön Heinriech Kurz. Leipzig. O. J.
Bibliogr. Inst. II. 8. 189.
1. Das Wasser rauscht, das Wasser 3. Labt sich die liebe Sonne nicht,
schwoll, Der Mond sich nicht im Meer?
Ein Fischer saß daran, Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Sah nach dem Angel ruhevoll, Nicht doppelt schöner her?
Kühl bis ans Herz hinan. Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Und wie er sitzt, und wie er Das feuchtverklärte Blau?
lauscht, Lockt dich dein eigen Angesicht
Teilt sich die Flut empor: Nicht her in ew'gen Tau?“
Aus dem bewegten Wasser rauscht 4
ee e heee 4. Das Wasser rauscht de
Netzt' ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchts—
voll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war's um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Und ward nicht mehr gesehn.
2. Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
„Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach, wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.