Full text: Für die Klasse V und IV (Teil 2 = Unterstufe, [Schülerband])

P. Goldschmidt, Die Geburt und die Iuqeild des Romulus »nd Renius. 153 
61. Die Geburt und die Jugend des Htomutus und Wemus. 
Nach P. Goldschmidt, Geschichten ans Livius. 
Nachdem des Julus Geschlecht etwa vier Jahrhunderte lang in 
Albalonga regiert hatte, bestieg nach dem Rechte der Erstgeburt Numitor 
den Thron. Sein mißgünstiger Bruder Amulius entriß ihm jedoch die 
Herrschaft und erulvrdete dessen Sohn, während er die Tochter, Rhea 
Silvia, zur Priesterin der Vesta machte, scheinbar, um sie zu ehren, m 
Wahrheit aber, um ihr jede Hoffnung auf Nachkoulltlell zu nehmen; 
denn als Vestalin durfte sie sich niemals verheiraten. 
Dennoch wurde sie die Mutter von Zwillingen. Obgleich sie mm 
den Kriegsgott Mars als deren Vater bezeichnete, so schützten doch 
weder Götter noch Menschen sie selbst oder ihre Kleinen vor der Grau¬ 
samkeit des Königs, welcher befahl, die Mutter, welche ihr Gelübde 
gebrochen habe, m Fesseln zu legen und die Kinder in den Tiberstrom 
zu werfen. 
Durch göttliche Schickung aber hatte sich der Fluß lveithin über 
seine sumpfigen Ufer ergossell. Als daher die königlichen Diener mit 
den Zwillingen an das Gewässer kamen, konnten sie nirgends zu deur 
eigentlichen Strourbett gelallgen; sie setzten also die Kinder m der 
nächsten Anflutung aus. Diese Gegelld war damals eine unbewohnte 
Wüste. Als das sinkende Wasser die Hill und her treibcnbc Mulde, in 
der sich die Knaben befallden, auf festen: Boden stehen ließ, da zog der 
Sage nach das Wimmerll der Kinder eine Wölfin herbei, die vonl 
nahen Gebirge kanr, um zu trinkell. Mit mütterlicher Zärtlichkeit leckte 
ulld säugte sie die Kleinen. So fanb sie Faustulus, der Oberhirt der 
königlichen Herden. Er nahm die Kinder mit in seine Wohnung, über¬ 
gab sie der Pflege feiner Frau Acca Larentia, nannte sie Romulus 
ulld Renllls und erzog sie als Hirtenknaben. 
Weder zu Hause noch ans den Weideplätzen lässig, durchstreifteil 
sie doch, als sie herangewachsen waren, am liebsten als Jäger die wal¬ 
digeil Berge. Da hierdurch ihre Kraft und Entschlossenheit gestählt 
wurde, wagten sie sich bald nicht nur an wilde Tiere, sondern griffen 
auch die mit Beute beladenen Straßenränder an und verteilteil, was sie 
denselbeil abnahiilen, unter ihre Genossen. Daher strömten ihnen 
zahlreiche Jünglinge zu, und bald wareil sie die Führer einer muiltereil 
ulld illutigen Schar. 
62. Amulins wird vom Wrone gestoßen. 
Weid) P. Goldschmidt, Geschichten ans Livius. 
Einst wurden die Brüder voll Straßenräubern überfallen, die den 
Verlust ihrer Beute rächen wollten. Roiilulus erwehrte sich ihrer mann- 
haft; den Remus aber nahmen sie gefangen und führteil ihn vor
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.