104 2m Wandel der Jahreszeiten. Aus der Welt der Pflanzen und Tiere.
ihr schneiden sie den Segen nieder,
die reinste Lust ziert ihren Fleiß.
Schon sind die Garben festgebunden
und rasch in einen Ring gebracht;
wie lieblich stöhn die kurzen Stunden,
es war ein Spiel in kühler Nacht!
Nun wird geschwärmt und hell gesungen
im Garbenkreis, bis Morgenluft
die nimmermüden braunen Jungen
zur eignen schweren Arbeit ruft.
G ottfried Kelle r.
45. Gewitter.
Ihr Kinder, kommt herein vom Spiel,
die Lüfte wehn so dumpf und schwül,
die Wolken stehn so schwarz zuhauf,
ein schwer Gewitter zieht herauf:
behüt' uns, Gott, in Gnaden!
Schauet, schon kommen die Winde geflogen,
himmelan wirbelt erstickender Staub,
Pappeln erbrausen, vom Sturme gebogen,
silbern erzittert das rauschende Laub;
dampfend noch in die geöffnete Scheuer
ziehen die Rosse das duftende Äeu,
und in dem Neste am Giebelgemäuer
duckt sich das Vöglein schweigend und scheu.
Ihr Kinder, duckt euch nicht so scheu,
seid unverzagt, kommt all herbei;
ein treues Vaterauge wacht
auch über schwarzer Wolkennacht, —
behüt uns, Gott, in Gnaden!
Sehet, wie schaurig die Lüfte sich schwärzen,
Mittag verkehrt sich in dämmernde Nacht;
stille wird's draußen, es klopfen die Herzen;
mächtige Tropfen schon melden sich sacht.
Plötzlich ein Blitz, der mit feuriger Lohe
blendet das Aug' und erhellt das Gemach;