Full text: (Für die sechste Klasse) (Abteilung A, [Schülerband])

Die Linde. Die Birke. 
107 
und Juli. Vorsorgliche Leute pflücken die Lindenblumen, um daraus 
Tee zu gewinnen, der bei Erkältungen gute Dienste tut. Das weiße, 
etwas unangenehm riechende Äolz wird von Bildhauern und Form¬ 
schneidern zu Schnitzarbeiten gesucht. Der innere Lindenbast hat zähe 
Fasern, die zu Stricken, Matten, Säcken usw. geflochten, auch zum An¬ 
binden der Blumen und Weinreben, beim Baumveredeln und beim 
Dachdecken verwendet werden. Lindenkohle dient zum Zeichnen, zerstoßen 
auch als Zahnpulver und wird mit Schwefel und Salpeter zu Schie߬ 
pulver gemengt. 
Lerrlich ist die Krone der Linde zu schauen mit ihren weithin¬ 
gestreckten Ästen, ihren bogig abwärts geneigten Zweigen, ihrem lieblichen 
Blätterwerke. Manch ein Vöglein findet da sicheren Versteck für sein 
Nest und dankt der Äerbergs mutter mit hell schmetterndem Lied. Von 
weit her kommen fleißige, summende Bienen, um den leckeren Blumensast 
zu naschen und daraus Äonig zu bereiten. Klar und hell ist dieser, von 
süßem Geruch und grünlicher Farbe; wie aber Äonig schmeckt, brauche 
ich dir wohl nicht erst zu sagen. 
Nach Äermann Wagner. 
47. Die Birke. 
Schön gerundet ist der junge Stamm der Birke, ohne Knorren und 
Risse die weiße Rinde; licht und luftig ist die verzweigte Krone; dünn 
und biegsam sind die herabhängenden Zweige, braun von Farbe und 
mit weißen Äarzdrüsen besetzt, Tag und Nacht in beständiger Bewegung. 
Die Blätter sind dreieckig, am Rande fein gesägt und glatt auf beiden 
Flächen, nicht zernagt von Raupen oder Käfern, die sie durch ihre 
Bitterkeit und Äärte abzuwehren wissen, und so steht der Baum schmuck 
und zierlich da. 
Von der Wurzel bis zum Gipfel ist nichts an ihm, was nicht viel¬ 
fach benutzt würde; ja der Mensch hat diesen Baum in seine Freuden- 
und Leidenstage mit hineingezogen. Zu Pfingsten, wenn der Frühling 
seinen Triumphzug hält, schmückt die häusliche Jungfrau die Stuben 
mit den Maien des Baumes, nachdem sie zuvor das Äaus mit Besen 
von Birkenreisern gekehrt hat. Die Birke liefert auch zum Feste Wein 
auf die Tafel, der wie Champagner schäumt. Den Wein wie auch Zucker 
spendet der Baum in seinem Safte. Bohrt man zur Zeit, wo der 
Winter durch Nachtfröste noch zu schaden versucht, ein 5 cm tiefes Loch 
in den Stamm des Baumes und steckt eine Röhre hinein, so fließt der 
Saft in untergesetzte Gesäße und läßt sich in Wein und zuckerhaltigen 
Sirup verwandeln.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.