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Überall finden wir bei den Indianern die Kupserfarbe, das grobe, 
straffe, schwarze Haar, braune Augen und hervortretende Backenknochen. 
Die weißen Völker haben, um sich zu verschönern, zwar auch manche 
abgeschmackte und häßliche Moden angenommen; sie bezogen sich 
jedoch meist nur aus die Kleidung, und nur die Schnürleiber und 
Krinolinen stehen mit den Gebräuchen der Wilden aus einer Stuse. 
Die Verschönerungsmittel der letzteren gehen aber fast ohne Ausnahme 
sogleich an den Leib. Sie drücken zu diesem Zwecke die Köpfe der 
Kinder spitz oder platt, malen das Gesicht grün, gelb, rot oder schwarz, 
bezeichnen die übrigen Teile des Leibes mit eingeschnittenen und ge¬ 
färbten Figuren, durchbohren Nase, Lippen und Ohren, und ziehen diese 
durch Gewichte hinab bis auf die Schultern. Überall offenbart sich 
ein so völliger Mangel an echtem Schönheits- oder Kunstsinn, daß sie 
selbst das von der Natur trefflich Gegebene bis zur ärgsten Fratze 
verunstalten. 
Ob die Indianer aus dem Boden entsprungene Autochthonen sind, 
ob sie aus Asien einwanderten, ob ein gebildeteres Volk ihnen voran¬ 
ging, ob dieses freiwillig oder gezwungen südlicher zog, darüber läßt 
sich viel vermuten und nur wenig erweisen. Jedenfalls ist ihre Bil¬ 
dung so gering, daß sie eine einheimische sein kann; und auch in den 
von ihnen oder von älteren Stämmen errichteten Grabhügeln finden 
sich nur Knochen, Speere und Waffen; aber nichts von Eisen und 
Metall. 
Die vielen untereinander oft scheinbar unabhängigen Sprachen der 
Indianer lassen sich nach neueren Untersuchungen auf drei wesentlich 
verschiedene Hauptsprachen zurückbringen. Alle zeigen eine sinnliche 
Lebendigkeit, entbehren aber der feineren Ausbildung für das Geistige. 
Einzelne Buchstaben fehlen der einen oder der anderen: so das v, f, m. 
Da die Indianer sich fast ausschließlich mit der Jagd beschäftigen 
und sie allein lieben, so wird schon dadurch das Familienleben not¬ 
wendig gestört und unterbrochen. Überdies ist die Vielweiberei er¬ 
laubt und im Gebrauch, und die Behandlung der einen, oder der vielen 
Weiber zeugt in der Regel nicht von den vorausgesetzten milden und 
glücklichen Verhältnissen bloßer Naturkinder. Die Weiber müssen viel¬ 
mehr die schwersten Arbeiten übernehmen und werden wie Sklavinnen 
behandelt. Sie sorgen für Zäumung und Fütterung der Pferde, Aus¬ 
schlagen und Abbrechen der Zelte, Auspacken und Abpacken der Güter, 
Zerlegung des geschossenen Wildes. Sie müssen die Häute gerben, die 
Kleider verfertigen, die Küche bestellen; während die Männer (Jagd 
und Krieg ausgenommen) nichts thun! Die meisten Stämme kennen 
weder Brot, noch Salz, noch Gewürz, trinken keine Milch, und haben 
(gewisse Dinge zum nächsten Gebrauch ausgenommen) kein Eigentum. 
Die Selbstbeherrschung der Indianer erwächst meist aus Gefühl¬ 
losigkeit, oder ein tieferes, lange dauerndes Gefühl offenbart sich nur 
in Haß, Rachsucht und wilder Grausamkeit. Uud zwar nicht fremden
	        
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