Object: [Teil 2] (Teil 2 = Mittel- u. Oberstufe)

§ 17. Die afrikanischen Tänder. 
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mehr der mittelmeerische Gebirgsrand des platteuförmigen Atlas (das 
Tell) ist durch reichlichere Benetzung fruchtbar und zum Teil noch jetzt 
waldreich, die eingeschlossene Schottfläche dürre Steppe. Die Be- 
völkerung gehört den hellfarbenen Hamiten an wie die benach- 
Karten Tuarik; man nennt die von arabischer Beimischung (seit dem 
7. Jahrhundert) reiner gebliebenen Stämme Berbernin Alschier 
Kabilen ^kabilen^. 
1. Die türkische Provinz Tripolitanien befaßt Barka (den Griechen- 
land nächsten Teil von Afrika; hier im Altertum am N.-Rand der Höhe 
die wein- und ölreiche Griechenkolonie Kyrene [kürerte]), ferner die Oasen¬ 
landschaft Fessan und die Küstenlandschaft zwischen den Syrten; hier lagen 
einst nahe bei einander drei phönizische Küstenstädte, von den zuziehenden 
Griechen zusammen Trip olis [tripoliS]2 genannt, welchen Namen man 
später auf die mittlere der drei (jetzt Tripoli) beschränkte. Tripoliwichtig 
als Ausgangspunkt der begangensten Karawanenstraßen durch die Sahara 
und neuerdings durch den Anbau des Halfagrases (für Papierfabrikation).^ 
2. Tunis, das „eigentliche Afrika" (Airica propria) der Römer, dessen 
Name dann aus den ganzen Erdteil erweitert wurde; ein fruchtbares Land 
(im Altertum Kornkammer Italiens), das aber durch schlechte Regierung 
heruntergekommen ist und daher 1881 der französischen Schutzherrschaft 
anheim fiel, die nun die dortigen wirtschaftlichen Zustände inzwischen schon ^ 
wesentlich gehoben hat. Der gegenüber der rein französischen Landesverwal- 
tung eigentlich nur noch eine Scheinmacht ausübende Bei (Fürst) residiert _ 
in * Tunis, durch einen Strandsee von der Küste geschieden, aber durch* 
einen für Seeschiffe befahrbaren Kanal mit ihr verbunden. Unfern von * 
Tunis die Stätte des alten Karthago, der größten phönizischen Seestadt, 
welche den Vorteil ihrer Lage an der Vereinigungsstelle der O.- und W. - 
Hälfte des Mittelmeeres für ihren Handel bestens ausnutzte. 
3. Algerien [alsdjerien], nach der auf der Küstenmitte gelegenen Hst. 
"Alger [alfche] (bei uns gewöhnlich Alschier ^alschir^) genannt, seit 1830 
von den Franzosen erobert. Hauptsächlich bewohnt ist der breite Streifen 
des n. Tell; Blumenkohl nebst anderen feinen Gemüsearten, unter algerischer 
Sonne sehr früh im Jahre erwachsend, kommt von hier viel nach Europa 
bis zu uns, da ein reger Dampfschiffverkehr Alschier mit Marseille ver- 
bindet. Auf der Schottfläche der Anbau von Halfagras jetzt stark betrieben. 
Seit alters ist Algerien ein Land trefflicher Reiter (im Altertum nach 
seinen Reiterscharen das Nomadenland oder Numidien genannt), was 
noch jetzt die Araber (Beduinen) wie die Kabilen im weißen Burnus wahr 
machen. Die Franzosen bildeten aus der vielgemischten einheimischen Be- 
völkerung auch eine Art leichter Infanterie (Turkos). 
1 Nach der auch unter der Römerherrschaft an dieser ganzen Küste zäh be- 
wahrten einheimischen Sprache (lat. lingua bärbara). 
2 d. h, Dreistadt (polis griechisch = Stadt). 
3 Es ist dasselbe Gras, das die Spanier Esparto nennen (vergl. S. 13, 2). 
4 Meist widersinnig Algier geschrieben. 
Kirchhoff, Erdkunde II. ö. Aufl. o
	        
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