Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Rudolf mußte mehrere von den übermütigen Großen des Reiches erst 
'mit Waffengewalt zum Gehorsam zwingen. Sein Hauptgegner war der 
stolze König von Böhmen, Ottokar, der außer diesem seinem Erblande noch 
Österreich, Kärnten und Krain an sich gerissen hatte. Als mächtigster Reichs¬ 
sürst hatte er selbst nach der deutschen Krone gestrebt, und es schien ihm 
unerträglich, sich vor einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, 
zu beugen. Dreimal forderte dieser ihn ans sich vor ihm zu stellen und den 
Lehnseid zu schwören — Ottokar kam nicht. Die Fürsten erklärten ihn des¬ 
halb in die Rcichsacht, Rudolf selbst zog gegen ihn zu Felde und nahm die 
Stadt Wien so rasch ein, daß Ottokar bestürzt um Frieden bat und auf die 
deutschen Länder, die er während des Interregnums an sich gebracht hatte, 
verzichtete. Aber Ottokar hatte nur im Drange der Not nachgegeben. Nach¬ 
dem er sich besser gerüstet hatte, erhob er von neuem die Waffen gegen das 
Reichsoberhanpt. Dem Kaiser Rudolf standen in Wien, fern von seiner 
Heimat, nur wenige Truppen zur Verfügung; trotzdem rückte er, durch Gott- 
vertrauen gestärkt, dem drohenden Feindeshecr entgegen. Auf dem March¬ 
felde kam es am 22. August 1278 zur entscheidenden Schlacht. Es war ein 
wütender Kampf; in den vordersten Reihen stritten die beiden Könige. 
Rudolfs Leben kam in große Gefahr; sein Pferd ward ihm unter dem Leibe 
erstochen und stürzte im Fall auf ihn, als zum Glück Habsburgische Reiter 
herbeieilten und ihren Herrn retteten. Er bestieg ein anderes Pferd, stellte 
die wankende Schlachtlinie wieder her und brach von neuem in den Feind. 
Endlich wichen Ottokars Scharen, er selbst ward gefangen, seiner Rüstung 
beraubt und von einem österreichischen Ritter, dessen Bruder er einst schmach¬ 
voll getötet hatte, tötlich verwundet, daß er an dcinselbcn Tage starb. Nach 
diesem Siege rückte Rudolf in Böhmen ein und gab das Land großmütig 
dem unmündigen Sohne Ottokars als Reichslehcn. Die österreichischen 
Lande erhielten mit Bewilligung der Reichsfürsten seine eigenen beiden 
Söhne. So ward Rudolf der Stammvater des österreichischen Hauses. Da 
er sich nicht wie seine Vorgänger in die Angelegenheiten Italiens mischte, 
konnte er sich nun ganz der Sorge für Deutschland widmen. Hier stellte er 
die Ordnung und den Frieden wieder her, indem er die Raubritter hinrichten 
ließ und ihre Burgen brach. Rudolf war streng, aber gerecht und leutselig; 
daher liebte ihn sein Volk sehr und machte des Kaisers Redlichkeit zum 
Sprüchwort. Er starb im Alter von 73 Jahren auf der Reise nach Speier 
und ward im Dome dieser Stadt beigesetzt.
	        
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