Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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ihm viel von dem Übermut der Freier. Bald darauf kam auch 
Telemachos dorthin, der eben von einer Reise zurückkehrte. 
Odysseus gab sich ihm in seiner wahren Gestalt zu erkennen, 
und nachdem sich Vater und Sohn lange unter Freudenthränen 
umarmt hatten, verabredeten sie, wie sie die gottlosen Freier 
bestrafen wollten. Zuerst kehrte nun Telemachos in den Palast 
zu seiner Mutter zurück, aber er verriet ihr nichts von der 
Rückkehr des Vaters. Erst am andern Morgen ging auch 
Odysseus, wiederum in einen Bettler verwandelt, mit Eumäos 
zur Stadt. Im Vorhofe des Königshauses lag Odysseus’ alter 
Jagdhund, Argos mit Namen, alt und krank in einer Ecke; der 
erkannte seinen Herrn, wedelte mit dem Schwänze und wollte 
sich aufrichten; aber seine Kraft war zu Ende, und er starb. 
Nun betrat der Dulder Odysseus sein Haus und setzte sich 
bescheiden auf die Schwelle des Saales nieder, wo an zahl¬ 
reichen Tischen die Freier safsen und schmausten. Er labte sich 
an dem Fleisch und Brot, welches Telemachos ihm reichen liess; 
als er nachher bettelnd von einem Freier zum andern ging, 
schalt ihn Antinoos, der übermütigste von allen, und warf ihm 
einen Fussschemel an die Schulter. Odysseus bezwang stumm 
seinen Zorn, als aber ein frecher Landstreicher ihn beschimpfte 
und aus dem Hause drängen wollte, schlug der Held den 
Beleidiger zu Boden. Bis in die Nacht hinein dauerte das Zech¬ 
gelage. Nachdem endlich die Freier zur Ruhe gegangen waren, 
liess Penelope den Bettler zu sich fordern, erkundigte sich nach 
seinen Wanderungen und klagte ihm ihr Leid. Er tröstete 
sie und erzählte ihr, er habe den Odysseus in Kreta gesehen 
und dieser werde bald zurückkehren. Auf der Königin Befehl 
hatte die alte Magd Euryklea dem Fremdling ein Fussbad 
bereitet. Als sie ihm nun die Füsse wusch, erkannte sie ihren 
Herrn an der Narbe einer Wunde, die ihm ein Eber auf der 
Jagd geschlagen hatte. Aber Odysseus befahl ihr strenge zu 
schweigen und ihn noch nicht zu verraten. Die Nacht verbrachte 
er schlafend im Vorsaale. 
62. Das Strafgericht. 
Im Speisesaal des Odysseus waren die übermütigen Freier 
versammelt. Da trat Penelope unter sie, einen Bogen in der 
Hand, und sprach*: „ Hört mich, Männer von Ithaka! Zu lange
	        
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