Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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sagen: Knüppel aus dem Sack! denn das fei eine gefährliche Sache. Jedoch 
der Wirt konnte kaum die Zeit erwarten, bis der Gast sich zur Ruhe gelegt 
hatte, um zu sprechen: „Knüppel aus dem Sack!" Im Nu fuhr der Knüppel 
heraus und wirbelte wie ein Trommelschlegel auf des Wirtes Rücken und 
prügelte den Wirt braun und blau, daß dieser ein jämmerliches Geschrei 
erhob und durch sein Geheul den Drechslergesellen weckte. Der sagte: „Wirt, 
das geschieht dir recht. Ich warnte dich ja. Du hast meinen Brüdern das 
Tischlein-deck-dich und das Eselein-streck-dich gestohlen." Der Wirt, den der 
Prügel noch immer rastlos bearbeitete, kreischte: „Ach, helft mir nur um 
Gotteswillen! Er schlägt mich tot! Ich will ja gern alles herausgeben." Jetzt 
gebot der Geselle: „Knüppel in den Sack!" und da kroch der Prügel im Nu 
wieder in den Sack. Der Wirt aber war froh, daß er sein Leben davon- 
gebracht hatte, und gab willig das Tischlein und das Eselein heraus. Da 
packte der Drechsler seinen Kram zusammen, lud sein Bündel und sich selbst 
auf den Esel und trabte demHeimatstüdtlein zu. Da war keine geringe Freude 
bei den Eltern und Brüdern, als sie die überaus wertvollen Geschenke und 
Andenken wiedergewonnen sahen, die jetzt noch so herrlich ihre Wunder 
thaten wie ehemals, — wieder gewonnen durch den Jüngsten, den sie immer 
den Dummen gescholten hatten, und der doch klüger war als sie alle. 
5. Haus im Glück. 
Hans hatte einem reichen Herrn sieben Jahre lang redlich gedient, da 
bekam er das Heimweh nach seiner Mutter und sprach seinen Herrn um den 
verdienten Lohn an. Der gab ihm ein Stück Gold, so groß wie Hansens 
Kopf. Hans war zufrieden, wickelte den Goldklumpen in sein Tüchlein und 
machte sich damit auf den Weg. Aber das Gehen ward ihm blutsauer, denn 
cs war ein heißer Tag, und der Klumpen war schrecklich schwer, er mochte 
ihn tragen, wie er wollte. Da kam ein Reiter auf einem muntern Pferde frisch 
und fröhlich dahergetrabt. „Ach", rief Hans, „was ist das Reiten für 
ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhl, braucht kein Bein zu 
rühren und kommt doch fort, er weiß nicht wie." Der Reiter, der das gehört 
hatte, hielt an und fragte Hans, womit er sich denn da so mühsam schleppe. 
„Gold, pures schweres Gold! Der Mensch ist ein geplagtes Tier!" stöhnte 
Hans und warf den Klumpen zur Erde. „Weißt du was?" sagte der Reiter, 
„wir wollen tauschen: ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen 
Klumpen!" Das ließ sich Hans nicht zweimal bieten, er rief fröhlich: „Topp! 
schlagt tzin!" und der Handel war geschlossen. Der Reiter nahm das Gold, 
Hans ächer kletterte auf den Gaul und ritt davon, daß es stäubte. Doch cs 
währte nicht lange, da that das Pferd einen Satz, daß Hans abgeworfen 
ward und im Graben der Landstraße lag. Das Pferd wäre auch durch- 
jm 
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