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her, die wir tot glaubten? Du Gewürm, erstarrt uud begraben,
durchbrichst die Erde, die dich deckte, unb wimmelst umher, wohin
wir nur unsern Fuß setzen. Woher ihr Drücken im Sonnenstrahl?
Wir sahen euch lange nicht, und nun schwärmen Wolken von euch
auf jeden: Pfade. Ihr Bienen des Stocks, wer weckt euch aus dem
trägen tiefen Schlummer, daß ihr jetzt voll regen Lebens um jeden
Blumen- und Blütenkelch summet? Ihr Fische in den Gründen,
wer ruft euch herauf an den klaren Wasserspiegel? Und ihr Vögel
in den Lüsten, wer locket euch aus euren Todeshöhlen hervor in
bunter Zahl, daß ihr jetzt die Höhe bevölkert und den stillen Morgen
mit eure:: Liedern begrüßt? Das thut der Frühling, der da ist
ein Lebengeber der ganzen Natur. Klaus Harms.
162. Das Gewitter.
Die Sonne verbirgt sieh hinter den schwarzen Wolken¬
gebirgen, die Nacht überwältigt den Tag; die Lüfte heulen,
die Wälder rauschen, die wirbelnden Stürme, die Vorboten
des nahen Donners, treiben Sand und Staub und Blätter
mit einem bangen Getöse umher; die Wellen der Flüsse
empören sich, brausen und wälzen sich ungestümer fort.
Die scheuen Tiere fliehen den Felsenhöhlen zu, mit ängst¬
lichem Geschwirre flattern die Vögel unter Dächer und
Bäume, der Landmann eilt nach seiner Hütte, Felder und
Gärten werden verlassen. Das Herz kämpft mit verschie¬
denen Leidenschaften, will seine Furcht verbergen, die in
allen Gebeinen zittert, und arbeitet, sich mit Standhaftig¬
keit und Ruhe zu waffnen. Indessen wird die über die
Erde ausgebreitete Nacht immer fürchterlicher, und aus der
Ferne murmelt schon eine dumpfe Stimme die Drohungen
des kommenden Donners her, dem Ohr immer hörbarer.
Auf einmal scheint sich das ganze Gewölbe des Himmels
zu zerreifsen; ein erschreckliches Krachen füllt den weiten
Luftraum, die Erde bebt, und alle Echos in den Gebirgen
werden erregt. Mit jedem Schlage des Donners fahren die
flammenden Blitze, Strahl auf Strahl, aus, durchkreuzen
die schwefeligen Lüfte, schlängeln sich an den Spitzen der
Berge herab und werfen ihr Feuer in die ödesten Abgründe.
Die Schleusen des Himmels lösen sich von ihrer Last und
stürzen ganze Fluten herab; und indem die Wolken unter
dem Kampfe der Winde von einer Gegend in die andere
sich fortjagen, so tobet das wilde Geplätscher auf den dürren
Erdboden herunter. Hirschfeld.
Lüben und Nacke, Lesebuch. IV. 15