Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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und die Füße nach allen Seiten hin und her, mißt den Raum 
für sich und seine künftige Familie, drückt und knetet die feuchte 
Erdmasse, welche das Männchen herbeischafft, fest zusammen, und 
giebt mit dem Schnabel und den Füßen, sowie durch öfteres Her¬ 
umdrehen des Körpers dem Neste diejenige Gestalt und Größe, 
die seinen Bedürfnissen auf das genaueste entsprechen. Sonst 
verstehen es meist nur die Weibchen, das Nest zu bauen und ein¬ 
zurichten; bei den Schwalben verstehen es aber auch die Männ¬ 
chen und helfen getreulich mit formen, wenn Material genug da 
ist. Die Schwalben haben keinen Verstand wie du, sie können 
nicht denken wie ein Mensch; und doch handeln sie mit einer 
solchen Überlegung und solcher Weisheit, daß sie manche Men¬ 
schen beschämen könnten. Sie thun jederzeit das Rechte, weil 
Gott für sie denkt und ihnen sagt, was sie thun sollen; denn der 
Schöpfer ist es, der ihnen das Nesterbauen lehrt und ihnen den 
Weg durch deu weiten Himmelsraum zeigt. Darum fliegen sie 
getrost bei Tag und Nacht, ohne Angst und Sorge, ob sie auch 
Nahrung finden werden; überall, wohin sie kommen, ist schon für¬ 
st^ der Tisch gedeckt. Und weil eine höhere, unsichtbare Hand 
ihnen bauen hilft, so wird das Nest auch so gut und fest, daß 
die Jungen vor Wind und Regen trefflich geschützt sind, und daß 
die Alten viele Jahre lang ihr altes Haus stets wohl erhallen 
finden und immer von neuem ihre Eier hineinlegen können. Ein 
Naturforscher band einem Paar Schwalben, die in seinem Hause 
nisteten, einen Seidenfaden an die Beine, um sie wieder zu er¬ 
kennen; und siehe, sie kehrten 18 Jahre lang in dieselben Nester 
zurück, die so gut angelegt waren, daß selten eine Ausbesserung 
vorgenommen wurde. Man nahm eine Rauchschwalbe zur Zeit, 
als sie brütete, verschloß sie in einen Käfig und reiste mit ihr 
viele Meilen weit fort. Dann gab man ihr wieder die Freiheit, 
und der Vogel erhob sich erst hoch in die Luft, als wollte er sich 
umschauen und zurechtfinden; dann richtete er seinen Flug genau 
nach der Stelle hin, wo er die junge Familie verlassen hatte. Weil 
die Schwalbe sich so gut in der Luft zu orientieren weiß, so hat man 
sie seit den ältesten Zeiten als Boten benutzt. Fabius Pictor erzählt 
in seinen Jahrbüchern, daß, als eine römische Besatzung von den 
Ligustinern belagert wurde, man ihm eine von den Jungen ge¬ 
nommene Schwalbe zuschickte, damit er ein Fädchen an ihre Füße 
binden und durch Knoten die Zahl der Tage angeben möchte, nach 
deren Verlauf er zum Entsatz herbeikommen würde, wo dann 
die Besatzung einen Ausfall machen wolle. Dieser Versuch gelang. 
Wenige Vögel wissen so schnell und geschickt zu fliegen, wie die 
Schwalbe. Da sie vom Schöpfer auf einen fortwährenden Aufent-
	        
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