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Prosa. A. Darstellungen, Abhandlungen, Betrachtungen.
Masse der Kometen noch schärfer beweisen durch die Beobachtung, daß sie
gar keine Anziehungswirkung auf Planeten oder Monde, denen sie in ihrem
aufe nahe kommen, ausüben. So ging der Komet Lexell im Jahre 1776
mitten durch die Monde des Jupiter, ohne sie in ihrer Bahn im geringste
stören, und derselbe Komet kam auf das Sechsfache der Entfernung
unseres Mondes an die Erde heran und vermochte gleichwohl keine merk
liche ÄAnderung ihrer Bahn hervorzubringen. Man hat daraus berechnet
daß sein Gewicht nicht einmal den fünftausendsten Teil des Erdgewichtes
etragen kann. Nun muß man bedenken, daß diese Himmelskörper an Aus—
dehnung unsere Erde viele tausendmal übertreffen; ja, Schweife, deren
Länge der Entfernung der Erde von der Sonne, das ist zwanzig Millioner
Meilen, gleichkommt, sind gar nicht selten. Wenn also ein so großer
Himmelskörper eine so geringe Masse besitzt, so folgt daraus, daß der Stoff,
aus welchem er besteht, außerordentlich locker sein muß. Beim Zusammen—
treffen mit einem Kometen kann daher von einem Stoße, also auch von
iner Zertrümmerung keine Rede sein. Und damit hat man die Menschheit
bisher getröstet. Es ist durch Rechnung erwiesen, daß Kometen wiederholt
mit der Erde zusammengetroffen sind. So z. B. ging die Erde im Jahre
819 durch den Schweif eines Kometen; im Jahre 1823 fand das gleiche
tatt, und am 20. Juli 1873 sind wir hart an den damals sichtbaren
Lometen geraten. Gleichwohl ist bei diesen Gelegenheiten nichts Schädliche
in der Atmosphäre verspürt worden. Und im allgemeinen läßt sich sagen,
daß bei der Unzahl von Kometen, die aus dem Weltraume in unser Pla—
netensystem gelangen, und in vielen Tausenden von Jahren, seit welchen die
Frde und die Atmosphäre da sind, gewiß viele Kometen schon Stoff in unsere
Atmosphäre abgelagert haben. Kometenstoff kann daher unserer Atmosphäre
nicht fremd sein. Da sich es nun, wie wir selbst wissen, in dieser Atmosphäre
ehr gut leben läßt, so ist kein Grund vorhanden, weshalb wir in Zukunft
on den Kometen etwas fürchten sollten. —
Wir wollen nun die Betrachtungen über die Gefahren, welche aus der
Durchkreuzung der Bahnen entstehen, verlassen und jene erörtern, welche in
er natürlichen Beschaffenheit der Planeten und Sonnen liegen. Die Sonne,
welche gegenwärtig die Quelle des Lichtes und der Wärme nicht nur für
die ne sondern für das ganze Planetensystem bildet, ist im Erkalten be—
griffen; e verliert täglich eine große Menge von Wärme durch Ausstrahlung
in den kalten Weltraum und muß einst vollkommen dunkel werden und sich
mit einer starren Kruste umziehen, wie dies auf der Erde und dem Monde
ereits vor Millionen Jahren geschah. Doch wird diese Erscheinung nicht
i sondern langsam und allmählich eintreten. Deshalb ist der Unter—
gang der Menschen, Tiere und Pflanzen auf der Erde nicht notwendig mit
dem Erlöschen der Sonne verbunden. Alle Lebewesen sind bis zu einem
gewissen Grade imstande, sich neuen Lebensbedingungen anzubequemen,
wenn die Veränderung so langsam vor sich geht, daß die zur Umgestaltung
ihres Organismus nötige Zeit vorhanden ist. Wir sind überzeugt, daß es