Object: Heimatkunde der Stadt Magdeburg und ihrer nächsten Umgebung ; für den Schulgebrauch

30 II. Kreis: Der Heimatort. 
ihm und seinen Nachfolgern konnte sich Magdeburg viel besser entwickeln, da 
ihm größerer Schutz gegen Feinde und eine liebevolle Fürsorge zuteil 
wurden. Die starken Befestigungen, z. B. die Zitadelle, der Stern, die ganze 
Friedrichstadt, die Gebäude der Regierungs- und der Kirchenbehörde aus 
und an dem Domplatze sind unter den Hohenzollernsürsteu entstanden. Am 
4. Juni 1880 feierte Magdeburg mit großem Jubel den Tag der 200jährigen 
Zugehörigkeit zu Brandenburg. 
Bis zum Anfange des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich Magde- 
bürg ungestört und galt weit uud breit als mächtige Handelsstadt und starke 
Festung. Da brach 1806 ein neues Unglück über die Stadt herein. Die 
Franzosen unter ihrem ländergierigen Kaiser Napoleon I. eroberten das ganze 
Vaterland und setzten sich von 1806 bis zum 24. Mai 1814 in unserer 
Vaterstadt fest. Sie führten eine französische Regierung ein und drückten 
die Bewohner durch unerhörte Steuern. Der Dom und viele andere Kirchen 
wurden zu Stroh- und Heumagazinen, ja sogar zu Viehställen eingerichtet. 
Mit Hilfe anderer Völker gelang es, den Feind zu besiegen und aus dem 
Vaterlaude zu vertreiben. Magdeburg war nun wieder frei und wurde 
wieder glücklich unter seinen Fürsten. 
Zum Gedächtnis der Befreiung Magdeburgs von der Fremdherrschaft durch 
Tauenzien (24. Mai 1814) errichtete man im Herrenkrug eine Siegessäule. 
Am 10. Mai 1831 beging Magdeburg den Gedächtnistag der Erstürmung 
durch Tilly, die vor 200 Jahren geschehen war. 
Die Stadt entwickelte sich immer mehr. Die Vorstädte wuchsen zu¬ 
sehends. In ihnen wurden viele Fabriken angelegt. — Der Bau der Eisen- 
bahnen, die Einrichtung der Dampfschiffahrt, die Anlage der Wasser- und der 
Gasleitung, des Hafens, der elektrischen Bahn, die Erbauung der Elbbrücken: 
das sind alles Ausführungen der letzten 50 Jahre. Viel trugen zum Auf- 
fchwunge unseres Heimatortes die glücklichen Kriege mit Dänemark (1364), 
mit Österreich (1866) und ganz besonders mit Frankreich (1870/71) bei. 
Tausende gefangener Franzosen mußten damals an der Verlegung der 
Festungswälle arbeiten, alte Wälle niederreißen und neue Gräben und Wälle 
ausführen. Zum Andenken an die in den letzten Kriegen gefallenen 
Magdeburger erbaute man das Kriegerdenkmal südlich vom Dome, das in 
der Neustadt auf dem Nikolaiplatze und das in der Friedrichstadt. — Die 
neuesten großen Bauten, die Magdeburg ausführte, sind der Neustädter 
Hafen, der Schlacht- und Viehhof und die Anlage der Rieselfelder bei den 
Dörfern Cörbelitz und Lostau, etwa drei Stunden nordöstlich von Magdeburg, 
und die Königsbrücke. 
Alle Abwässer, die sonst die Elbe verunreinigten, werden von der Pump- 
station vor dem Herrenkruge durch große Röhren auf den Acker geführt, um diesen 
zu düngen. 
Für die Gesundheit ihrer Bewohner hat die Stadt durch die Erbauung 
von Volksbädern, eines zweiten großartigen Krankenhauses (Leipziger Straße) 
und durch eine neue Kanalisation gesorgt.
	        
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