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Annette von Droste-Hülslioff.
Es kömmt, es naht, die Sorgen sind geendet!
Sie hat gefragt, sie hat sich abgewendet
Und schloß sich dann in ihre Kammer ein.
Kein Lebenszeichen von der liebsten Hand,
Von jener, die sie sorglich bat gelenkt,
Als sie zuni erstenmal zu festem Stand
Die zarten Kinderfüßchen hat gesenkt;
Versprengter Tropfen von der Quelle Rande,
Harrt sie vergebens in dem fremden Lande;
Die Tage schleichen hin, die Woche schwand.
Was ihre rege Phantasie geweckt?
Ach, Eine Leiche sah die Heimat schon,
Seit sie den unbedachten Fuß gestreckt
Auf fremden Grund und hörte fremden Ton;
Sie küßte scheidend jung' und frische Wangen,
Die jetzt von tiefer Grabesuacht umfangen;
Jst's Wunder, daß sie tödlich aufgeschreckt?
In Träumen steigt das Krankenbett enipor,
Und Züge dämmern, wie in halber Nacht;
Wer ist's? — sie weiß es nicht und spannt das Qhr,
Sie horcht mit ihrer ganzen Seele Macht:
Dann fährt sie plötzlich aus beim Windesrauschen
Und glaubt dem matten Stöhnen noch zu lauschen
Und kann erst spät begreifen, daß sie wacht.
Doch sieh, dort fliegt sie übern glatten Flur,
Ihr ausgelöstes Haar umfließt sie rund,
Und zitternd ruft sie, mit des Weinens Spur:
„Ein Brief, ein Brief, die Mutter ist gesund!"
Und ihre Thränen stürzen, wie zwei Quellen,
Die übervoll aus ihren Ufern schwellen;
Ach, eine Mutter hat man einmal nur!
Auch ein Beruf.
Tie Abendröte war zerflossen,
Wir standen an des Weihers Rand,
Und ich hielt meine Hand geschlossen
Um ihre kleine kalte Hand.