Annette von Droste-Hülshoff.
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Und wie es riefest und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnlenor',
Tie den Haspel dreht im Geröhre!
Voran, voran, nur immer im Lauf,
Voran, als woll' es ihn holen;
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
Es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei;
Das ist der Geigenmann ungetreu,
Das ist der diebische Fiedler Knauf,
Ter den Hochzeitheller gestohlen!
Ta birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden Höhle;
Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
„Ho, ho, meine arme Seele!"
Der Knabe springt wie ein wundes Reh,.
Wär' nicht Schutzengel in seiner Näh',
Seine bleichenden Knöchelchen fände spät
Ein Gräber im Moorgeschwele,
Da mählich gründet der Boden sich,
Und drüben, neben der Weide,
Tie Lampe flimmert so heimatlich, >
Ter Knabe steht an der Scheide -
Tief atmet er auf. zum Moor zurück
Noch immer wirst er den scheuen Blick:
Ja, im Geröhre war's fürchterlich,
O, schaurig war's in der Heide!
I I. Ter Weiher.
Er liegt so still im Morgenlicht,
So friedlich wie ein fromm Gewissen;
Wenn Weste seinen Spiegel küssen,
Tes Users Blume fühlt es nicht;
Libellen zittern über ihn,
Blaugoldne Stäbchen und Karmin,
Und auf des Sonnenbildes Glanz
Tie Wasserspinne führt den Tanz;