Full text: Für die Oberstufe der Lehrerseminare sowie zur Fortbildung für Lehrer (Band 4, [Schülerband])

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Auch ich, ich werde noch — vergönn' es 
mir, o Himmel! — 
Einher vor wenig Helden ziehn. 
Ich seh' dich, stolzer Feind, den kleinen Haufen 
fliehn 
Und find' Ehr' oder Tod im rasenden Ge— 
tümmel. 
Aphorismen. 
Es ist unmöglich, daß ein Mensch von gutem Charakter nicht sollte vergnügter sein, 
ein anderer von einem schlechten Charakter. Freundschaft, Liebe und Gütigkeit, Mit— 
eiden, Dankbarkeit, Großmuth, die ein gutes Gemüth wechselweise fühlt sind viel zu ange— 
nehme Empfindungen, als daß sie es traurig lassen sollten. 
..dDe mehr Verstand jemand hat, desto besser wird sein Herz sein. Was ist ein guter Ge— 
nüthscharakter anderes, als gute Begriffe von Schönheit, Tugend, Glückseligkeit, von dem 
8 und groß ist, und die Harmonie der Welt befördert? Uebelgesinnt sein heißt übel 
denken. 
NVur große Geister, die den Zusammenhang der Welt und alle Wissenschaften übersehen, 
ind zur Freundschafl vermbgend, denn nur die bnnen sich hochschätzn. 
Du eilest ihnen nach und drückst mit schwe⸗ 
e rem Eisen 
den Tod lief ihren Schädeln ein 
Und kehrst voll Kuhm zurück, die Deinen zu 
esisreun, 
Vie jauchzend dich empfahn und ihre Retter 
preisen. 
de weniger jemand ist, desto mehr Slolz wird er haben, und desto geneigter wird er 
ein, an anderen Fehler, gute Eigenschaften aber nicht zu bemerken. 
— — 
Lustige Leute begehen mehr Thorheiten als traurige; aber traurige begehen größere. 
Ein jeder hat von Natur das Maß des Ventandes, das er haben soll. Die Erziehung 
ann die Verstandeskräfte, die in der Seele sind, entwickeln, aber die nicht hineinlegen, die 
licht darin sind. 
Siehe auch Bd. II, Nr. 170 (Irin). 
70. Johann Peter Uz. 
deb. 1720 in Anspach (wo auch Cronegk, Platen, Friedrich Güll, Oskar von Redwitz geboren sind); 
ih sich in Halle an Gleim an. Gest. als Praͤsident des Oberlandsgerichtes und Consistoriums 
Anspach 1796. Lieder. Oden. „Die Kunst, stets fröhlich zu sein“ (ehrgedicht). Theodicee. 
„Der deutsche Flaccus.“ 
Der gute Hirt. 
Was sorgest du? Sei stille, meine Seele! 
d Gott ist ein getreuer Hirt, 
Ar mir, auch wenn ich mich nicht quäle, 
lichls mangeln lassen wird. 
Er weidet mich auf blumenreicher Aue 
Und führt mich frischen Wassern zu 
Ind bringet mich im kühlen Thaue 
dur sichern Abendruh'. 
Er hört nicht auf, mich liebreich zu be— 
schirmen, 
n Schatten vor des Tages Glut, 
iscuen Schoße vor den Stürmen 
Ind shwaner Bosheit Wulh. 
Auch wenn er mich durch finstre Thãler leiten, 
MNich durch die Wuste suhren vnd, 
sehr u. Kriebitzsch, Deutsches Lesebuch. IV. 
Will ich nichts fürchten! Mir zur Seiten 
Geht er, der treue Hirt. 
Ich sehe schon, daß mir von meinem Freunde 
Ein reich'rer Tisch bereitet ist, 
Im Angesichte meiner Feinde, 
Trotz ihrer Hinterlist. 
Sie sehn den Schutz des Höchsten und sie 
schämen 
Sich ihrer schwach erfund'nen Macht. 
Wie sollten mir die Menschen nehmen, 
Was Gott mir zugedacht? 
Ich aber will ihn preisen und ihm danken; 
Ich halt an meinem Hirten fest; 
Und mein Vertrauen soll nicht wanken, 
Wenn alles mich verläßt! 
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