Full text: Von Goethe bis zur Gegenwart (Band 2, [Schülerband])

362 ßSßSlßSlßsJßSlßS) Nikolaus Lenau. KfiiefiisfiK?iiefiiefitefnefi 
9. Hingelehnt an Bergesrand 
War die bleiche Mauer, 
Und das Kreuzbild Gottes stand 
Hoch, in stummer Trauer. 
10. Schwager ritt ans seiner 
Bahn 
Stiller jetzt und trüber; 
Und die Rosse hielt er an, 
Sah zum Kreuz hinüber: 
11. „Halten muß hier Roß und 
Rad, 
Mag's Euch nicht gefährden; 
Drüben liegt mein Kamerad 
In der kühlen Erden! 
12. „Ein gar herzlieber Gesell! 
Herr, 's ist ewig schade! 
Keiner blies das Horn so hell, 
Wie mein Kamerade! 
13. „Hier ich immer halten muß, 
Dem dort unterm Rasen 
Zum getreuen Brudergruß 
Sein Leiblied zu blasen!" 
14. Und dem Kirchhof faubt7 
er zu 
Frohe Wandersänge, 
Daß es in die Grabesruh' 
Seinem Bruder dränge. 
15. Und des Hornes heller 
Ton 
Klang vom Berge wieder, 
Ob der tote Postillon 
Stimmt' in seine Lieder. — 
16. Weiter ging's durch Feld imb 
Mit verhängtem Zügel; lHag 
Lang' mir noch im Ohre lag 
Jener Klang vom Hügel. 
6. Oie Werbung. 
Rings im Kreise lauscht die Menge 
Bärtiger Magyaren froh; 
Aus dem Kreise rauschen Klänge: 
Was ergreifen die mich so? — 
Tiefgebräunt vom Sonnenbrände, 
Rotgeglüht von Weinesglut, 
Spielt da die Zigeunerbande 
Und empört das Heldenblut. 
„Laß die Geige wilder singen! 
Wilder schlag' das Zimbal du!" io 
Ruft der Werber, und es klingen 
Seine Sporen hell dazu. 
Der Zigeuner hört's, und voller 
Wölkt sein Mund der Pfeife Dampf; 
Lauter immer, immer toller 
Braust der Instrumente Kampf,
	        
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