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ßSßSßglßgßSßaßSI ernst Rietlcbels Jugend. gaeflläai§£)ea 805
wurde entscheidend. Der Minister Graf Don Einsiedel suchte zur
Vergrößerung seines Hüttenwerkes in Lauchhammer einen geschickten
Modelleur liub entschloß sich, Rietschel als solchen ausbilden zu lassen.
Es kostete Rietschel einige Überwindung, ehe er sich an den Gedanken
gewöhnen konnte, eine freie und selbständige Künstlerlaufbahn auf¬
zugeben; aber die Not des Augenblicks und die lockende Aussicht,
binnen kurzem in die Schule Danneckers oder Rauchs zu konimen, siegte.
Es kann wohl kaum ein Zweifel sein, daß Rietschel auch ohne
diesen äußeren Anlaß die Kunst der Plastik als seinen eigensten Lebens¬
beruf erkannt und erwählt hätte. Aber wahrscheinlich erst nach
langen Irrungen und Umwegen.
Der erste Eintritt Rietschels in die plastische Kunst war dornen¬
voll. Tausende hätten sich durch einen solchen Anfang abschrecken
lassen. Sein erster Lehrer war der Hofbildhauer Professor Pettrich:
eilt Manu, der nie etwas anderes als Grabsteine gefertigt hatte und
seine Kunst lediglich vom Standpunkt des Steinmetzen betrachtete.
Weder im Studium der Antike, noch selbst in den gewöhnlichsten
lechnischen Handgriffen fand Rietschel bei ihm Rat unb Anhalt.
Gleichwohl unternahm er auf Aufforderung seines Gönners und
Beschützers scholl im Jahre 1826 die Ausführung einer acht Fuß
hohen Neptunsstatue für bett Marktbrunnen zu Nordhausen. Sich
selbst überlassen, im peinigenden Widerspruch zwischen Könnett und
Wollen arbeitete er länger als ein Jahr an dieser Statue. Sie ist
im Lustschloß Glienecke bei Potsdam wiederholt. Wer heute jene
Figur sieht, ohlte die näheren Umstände ihrer Entstehung zu kennen,
wird sie schwerlich selbst als Erstlingswerk toben. Das Urteil wird
billiger, wentl wir wissen, daß es das Werk eitles durchaus ratlosen,
aber emsig ringenden Autodidakten ist. Rietschel hat später die bei
Pettrich verbrachte Zeit und die Qual mit dem Neptun immer für
Ulinütz verloren gehalten.
Rietschel wurde int Attfang des Jahres 1827 vott Graf Einsiedel
nach Berlin in die Schule Rauchs geschickt. Das Verhälttüs zwischett
Lehrer und Schüler war zuerst nicht erfreulich. Rietschel fühlte sich
gedrückt ditrch das ernste, oft kalte und schroffe Wesett Rauchs; und
auch künstlerisch neigte seine weiche, noch ttttklar befangene Natur weit
mehr ztt Dattttecker. Aber schon nach wenigen Wochen war alles
Fremde und Störende geschwtlnden. Eitles Tages überreichte Rietschel
dem Meister drei Zeichnungen, welche er von drei eben in Berlin
anwesenden tiroler Alpensängern getnacht hatte; sie sind noch im
Nachlaß vvrhattden nnb sind von höchst charakteristischer Lebendigkeit
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