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c^jc^oicmc^c5^cm IV. Im Lichte
Dort begann die ernste Arbeit,
vo. Und des Kreuzes Zeichen wurde
Aufgesteckt am Fuß des^Säntis,
Aufgesteckt am schwäbischen Meer.
Von dem Jura stieg hernieder
Fridolin — er sah die Trümmer
55. Von Augusta Rauracorum,
Römermauern — noch entragten
Aus dem Schutt des grünen Tals die
Säulen des Serapistempels.
Doch Altar und Göttercella
«o.War von Disteln übersponnen
Und des Gotts basalt'nen Stierkopf
Hatt' ein alemannischer Bauer,
Dessen Ahn vielleicht den letzten
Priester des Serapis totschlug,
«s. Über seinen Stall gemauert. —
Fridolin sah's und bekreuzt' sich
Und schritt weiter, schritt rheinauf-
wärts,
Freudig ob des jungen Stromes.
Abend war's, schon manche Meile
70. War der fromme Mann gewandert,
Da erschaut er, wie der Rhein in
Zweigeteiltem Lauf einherfloß,
Und in grüner Flut lag grüßend
Vor ihm da ein kleines Eiland.
75. Abend war's, die Lerchen sangen,
Schnalzend sprang der Fisch im
Strom auf
Und in Fridolini Herzen
Zuckte dankbar fromme Freude.
Betend sank er in die Kniee,
so. Denn er kannt' die Insel, die er
Längst im Traume schon ersehen,
Und er pries den Herrn im Himmel.
Wohl ein mancher von uns andern
Spätgebornen Menschenkindern
«5. Träumt von einem stillen Eiland,
Wo sich glücklich ließe nisten
Und das müde Herz sich labt an
Waldesruh' und Sonntagsfrieden,
Und ein mancher zieht sehnsüchtig
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l Christentums, rororcjrorar'ar'o
oo- Auf die Fahrt — doch wenn sein
Fuß sich
Am erträumten Lande wähnt,
Weicht es jäh vor ihm zurücke,
Wie im Süd das wundersame
Spiegelbild der Fee Morgana. —
95. Mit Kopfschütteln fuhr den fremden
Mann auf rohgefügtem Tannfloß
Dort ein wilder Schiffer über.
Rauh die Insel; Lind' und Erle
Wucherten im sumpf'gen Grunde
ioo. Und am kieselreichen Ufer
Standen alte Weidenbäume,
Standen wenig Strohdachhütten.
Dort im Sommer, wenn der große
Meerlachs seine Rheinfahrt macht,
103. Lauerte mit scharfem Spieße
Sein der alemann'sche Fischer.
Unverdrossen ging der Heil'ge
An sein Werk — bald stand sein
Blockhaus
Festgezimmert in dem Grunde,
iio. Vor dem Haus der Stamm des
Kreuzes.
Und wenn abendlich sein Glöcklein
Weithin klang: Ave Maria!
Und er betend kniet' am Kreuze,
Schaute mancher aus dem Rheintal
ii5. Scheu hinüber nach der Insel.
Trotzig war der Alemanne,
Haßte einst die Römergötter,
.Haßte jetzt den Gott der Franken,
Der bei Zülpich wie ein Wetter
120. Ihre Heerschar niederschlug.
Wenn am Winterabend faul der
Hausherr auf der faulen Haut lag
Und die Weibervölker emsig
Ihre Zung' spazieren ließen
i25. Und von dem und jenem schwatzten:
Wie die Milch im Krug geronnen,
Wie der Blitz ins Haus gefahren,
Wie den Jungen auf der Saujagd
Schwer des Keulers Zahn getroffen,
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