Full text: Deutsche Dichtung des 18. Jahrhunderts (Band 2, [Schülerband])

Der Karlsschüler 
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nicht einmal zum Hofpoeten; denn du übertreibst alles, wie du die Wüst— 
heit und Immoralität deiner Räuber übertrieben hast — siehst du dies ein ? 
Schiller: Durchlaucht, ich sehe ein, daß das Buch in der Schil— 
derung seiner Menschen übertrieben ist. Aber unmoralisch ist es nicht. 
Berzog: 50 
Schiller: Die Welt wird im Innersten bewegt, aber es wird das 
Laster furchtbar bestraft und die Tugend geht triumphierend hervor. 
Herzog: Und du glaubst, solch ein Stück werde dem deutschen 
Publikum gefallen ? 
Schiller: Ich — hoffe es. 
Herzog: Ich fürchte es nicht, so tief ist der Sinn des Volkes noch 
nicht verdorben und solche Empörung findet nur in jungen, überspannten 
Köpfen einen Anklang. Gefiele es wirklich, dann müßten wir Herren 
des CLandes von unseren Stühlen herab und in die Gräber hinuntersteigen 
um euch Platz zu machen. Verstehst du mich? 
Schiller: Ja, Durchlaucht. 
herzog: So? Nun dann höre meine aufrichtige ganze Meinung 
über dein Werk! Wenn ich Gott selbst und im Begriff wäre diese Welt 
zu schaffen und ich sähe voraus, daß deine Räuber in dieser Welt ge— 
schrieben und mit Beifall aufgenommen werden sollten (mit furchtbarem 
Ernst) — ich ließe diese Welt ungeschaffen. 
Schiller: Durchlaucht —! 
Herzog (ebenso): So tief ist mein Abscheu! Nun wirst du's begreif⸗ 
lich und gerecht finden, daß ich auf gründliche Abhilfe oder Strafe denke. 
Schiller: Mein Fürst —! 
Herzog (trenger): Bin ich in Wahrheit dein Fürst, so folge mir. 
Ich sehe aus dem zweiten Stück, welches man im Manuskript bei dir 
gefunden, daß du auf dem begonnenen Wege des Aufruhrs fortwandelst. 
Dies zweite Stück heißt „die Verschwörung des Fiesko“, ein republikani— 
sches Trauerspiel. — Mein Sohn, auf diesem Wege wirst du vielleicht 
ein großer Dichter, vielleicht, — ich bezweifle es; denn ich vermisse 
Maß und Schönheit — oder du wirst, und das ist wahrscheinlich, ist für 
mich gewiß, du wirst ein großer Staatsverbrecher — 
Schiller: Durchlaucht — 
herzog: Der ein schmähliches Ende nimmt! — Willst du an 
meiner Hand umkehren? Ich will dir die Hand dazu bieten — dein Herz 
ist schöner Regungen fähig — ich kenne deine Geheimnisse und will dich 
deshalb nicht schelten — 
Schiller: Mein Fürst!
	        
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