49. Deutscher Rat. 50. Der alte Landmann an seinen Sohn.
49. Deutscher Rat.
1. Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr,
Laß nie die Lüge deinen Mund entweihn !
Von alters her im deutschen Volke war
Der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein.
2. Du bist ein deutsches Kind, so denke dran:
Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer.
Aus einem Knaben aber wird ein Mann;
Das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr.
j. Sprich ja und nein und dreh und deutle nicht;
Was du berichtest, sage kurz und schlicht;
Was du gelobest, sei dir höchste Pflicht,
Dein Wort sei heilig, drum verschwend es nicht!
4. Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran,
Zuerst ein Zwerg, ein Riese hintennach;
Doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an
Und eine Stimme ruft in dir: ,,Sei wach!“
5. Dann wach’ und kämpf, es ist ein Feind bereit:
Die Lüg’ in dir, sie drohet dir Gefahr.
Kind! Deutsche kämpften tapfer allezeit, —
Du deutsches Kind, sei tapfer, treu und w ah 1 !
Robert Reiniek.
50. Der alte Landmann an seinen Sohn
1. Üb' immer Treu' und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab
Und weiche keinen Finger breit
Bon Gottes Wegen ab!
2. Dann wirst du wie auf grünen Au'n
Durchs Pilgerleben gehn;
Dann kannst du sonderFurcht und Graun
Dem Tod ins Auge sehn.
3. Dann wird die Sichel und der Pflug
In deiner Hand so leicht;
Dann singest du beim Wasserkrug,
Als wär' dir Wein gereicht.
4. Dem Bösewicht wird alles schwer,
Er tue, was er tu':
Das Laster treibt ihn hin und her
Und läßt ihm keine Ruh'.
5. Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
Ihm lacht kein Ährenfeld;
Er ist auf Lug und Trug erpicht
Und wünscht sich nichts als Geld.
5. Der Wind im Hain, das Laub
am Baum
Saust ihm Entsetzen zu;
Er findet nach des Lebens Traum
Im Grabe keine Ruh'.
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