72. Sprüche. 
Der, was du wollen sollst, dir stets getreulich sagt, 
Und wenn du säumig bist, dich vor dir selbst verklagt; 
5. Der deiner Kräfte Maß dich sicher prüfen heißt 
Und dich von deiner Pflicht zu deinem Rechte weist; 
6. Der zum Gehalt in dir die Form dich finden lehrt 
Und mehr nicht von dir heischt, als was er dir gewährt; 
?. Daß er viel Gutes dir und Schönes mag gewähren, 
Sei unablässig nur bemüht ihn zu erklären. 
8. Doch ist die Schrift in dir nur von dem Buch ein Teil, 
Das aufgeschlagen liegt zu deinem Glück und Heil; 
9. vom großen, schönen Buch der Welt, die dich umgibt, 
Die aus der Liebe Geist entsprang, der dich auch liebt. 
jo. Drum wende von dem Teil, daß sich dein Aug' erquicke, 
Wenn's auf dir selbst geruht, zum Ganzen deine Blicke. 
jj. Das volle Menschenleben vergleiche mit dem deinen, 
Bis du den Grundion beider vernehmen magst als einen. 
\2. So wirft du selbst ein Ganzes, so wirst du im Erklären 
Zur wahren Selbsterkenntnis, zur Freiheit dich verklären. 
J3. Schau um dich und schau in dich; lern' in dem eignen Wesen 
Die Welt und in der Welt die eigne Seele lesen! Julius Hammer. 
72. Sprüche. 
I. 
Wenn Schuld und Kummer dich bedrängen, 
Die Beicht erleichtert dir das Herz; 
Der Dichter beichtet in Gesängen 
Sich rein von Leidenschaft und Schmerz. Emanuei aeibei. 
II. 
Wenn du des Daseins Kranz zu erwerben, 
Wenn du dich selbst zu vollenden begehrst, 
Leb’, als müßtest du morgen sterben, 
Streb’, als ob du unsterblich wärst! EmanudOeibeL 
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