Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

&&&&&&&&&&&&&&&&&&& Empvr die Herzen! 
tum geht ihm durch Untreue eines Bürgen ebenso schnell verloren, wie 
er ihn gewonnen. Neue Wanderschaft, auf der er im Sinnesgenuß sich 
bis zum eigenen Ekel betäubt, bringt ihn zurück auf die äußerste Stufe 
des Elends, in Schmutz, Ungeziefer und Krankheit. Es zeigt sich jetzt, wie 
er verdorben ist bis ins Innere. Einen Freund, den er als Neiterbub ge- 
wonnen, den „Herzbruder", trifft er unterwegs und läßt sich von ihm be¬ 
reden eine Wallfahrt nach Einsiedeln mitzutun, um Vergebung für ihre 
Sünden zu erflehen,- aber seine Bußfertigkeit ist so offenbar erheuchelt 
und wird von so mancherlei Schelmenstreichen unterbrochen, daß der 
Herzbruder ernstlich bekümmert wird. Doch kommt er durch die Treue 
dieses Freundes allmählich wieder zu Ehren und Wohlstand, wird veranlaßt^ 
am Griesbacher Sauerbrunnen im Schwarzwald seine Wohnung zu 
nehmen und geht, aufs neue in Leichtsinn und Sinnlust versackend, eine 
zweite Ehe ein. Aber auch hier erntet er von dem wüst erstürmten Glück 
die Nackenschläge: sein Weib ist seiner würdig, eine rohe Bauerndirne, 
die lebt wie er und ihm durch maßlose Trunksucht zur unerträglichen 
Plage wird. 
IV. Wie Simplizius geläutert wird. 
Da trifft er eines Tages seinen alten Knan, der damals nach der 
Nördlinger Schlacht hierher entronnen, und von ihm erfährt er, daß er 
nicht sein Sohn sei, sondern Melchior Sternfels von Fuchsheim heiße und 
niemand anders zum Vater habe als den Einsiedler, der ihn erzogen. 
Das gibt ihm zu denken: Die friedlichen Bilder seiner Jugend steigen wieder 
vor ihm auf und die Unwürdigkeit seiner selbst kommt ihm zum Bewußt¬ 
sein. Da erschließt sich ihm urplötzlich die Einsicht in die tiefsten Geheim¬ 
nisse alles Lebens. Wie Faust dringt er hinab an den Mittelpunkt der Erde. 
Er hat gehört von den Wundern des Mummelsees; er sucht ihn auf, starrt 
in die Tiefe und halb absichtlich, halb von Schwindel ergriffen stürzt er 
hinunter. Hier vernimmt er die Dinge, die dem blöden Menschenverstand 
verborgen sind: vom Wesen und Ursprung des Menschengeschlechts, seiner 
Verwandtschaft mit der Welt der Geister, seinen Schranken und seiner 
Bestimmung. Und als er, nach seiner Rückkehr auf die Oberwelt, nun noch 
die Völker Europas durchreist und ihren Sinn erfaßt hat, da ist er reis 
geworden um zu erkennen: alles ist eitel,- auf Erden gibt es nichts, was 
imstande ist den Menschen zu beglücken. 
VI. Wie Simplizius zum Frieden eingeht. 
In einem Buche findet er den Spruch: ),Erkenne dich selbst." Und 
wie er versucht dies zu tun, muh er zu sich selbst sprechen: „Dein Leben ist 
^ 76 €
	        
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