62
er imphete da^ ßrste rls
in tiutescher zungen:
da von slt este ersprungen,
von den die bluomeu kamen,
da sl die spaehe nämen
der meisterlichen viinde;
und ist diu selbe künde
so wlten gebreitet,
so manege wls geleitet,
da^ alle, die nu spreckent,
da^ die den wünsch da brechent
von bluomen und von rlsen
an Worten unde an wlsen.
Er impfte das erste Reis
In unsrer deutschen Zungen:
Davon sind Äst' entsprungen,
Von welchen Blüten kamen,
Denen sie die Zier entnahmen
Zu jedem meisterlichen Funde.
Seitdem war diese Kunde
So weithin verbreitet,
So mannigfach geleitet,
Daß alle, die nun sprechen,
Sich da die Fülle brechen
Von Bluten und von Reisen
Au Worten und an Weisen.
20. Konrad von Würzburg.
Starb 1287 in Basel. Ein überaus fruchtbarer Dichter, der eine staunenswerte Gewandtheit im
Versbau, eine glänzende Sprache und einen unerschöpflichen Reichtum an dichterischen Gedanken
und Bildern besitzt. Auch er dichtete nach HartmannS Vorgänge Legenden und kleinere Erzäh¬
lungen. So bearbeitete er die Legenden vom heiligen Sylvester und vom heiligen Alexius. Sein
umfangreichstes Werk (an 60 000 Verse), das er freilich nicht vollendete, vielmehr ein unbekannter
Dichter zu Ende führte, ist der »Trojanische Krieg', worin Konrad zumeist, jedoch in freier Weise,
einer französischen Quelle folgt. Am vollendetsten ist ein Lobgedicht auf die heilige Jungfrau, die
.Goldene Schmiede' *). Nach einer längeren Einleitung beginnt dasselbe mit den Worten (S. 5. B. 139):
Maria muoter unde maget,
diu sam der morgensterne taget
dem wlselosen armen her,
daç ûf dem wilden lebermer
der gmntlosen werlde swebet,
dû bist ein lieht, daç immer lebet
und im ze seelden ie erschein,
swenne eç der Sünden agetstein
an sich mit slnen kreften nam.
Swaç diu syrêne trügesam
versenken wil der schiffe
mit süeçer dcene griffe,
diu leitest, vrowe, dû ze stade :
dln helfe ûç tiefer sorgen bade
vil mangen hat erlediget.
Maria, Mutter sowie Magd,
Die gleich dem Morgensterne tagt
Dem führerlosen Pilgerheer,
Das auf dem wilden Lebermeer
Der grundlosen Weltlust schwebt:
Du bist ein Licht, das immer lebt,
Und hilfreich war ihm stets dein Schein,
Wenn es der Lust Magnetenstein
Fortriß mit geheimem Zug.
Wieviel auch der Sirene Trug
Versenken will der Schisse
Mit süßer Töne Griffe,
Du leitest, Frau, hin zum Gestad.
Manchen aus tiefer Sorgen Bad
Hat deine Hilf' erledigt.
21. Nndols von Ems.
Starb 1254. Er führte seinen Namen von der Burg Hohenems im österreichischen Vorarlberg. —
Dichtete nach dem Vorbilde Hartmanns die Legende »Barlaam und Josaphat', die von einem
indischen Köuigssohne erzählt, den ein Einsiedler Barlaam im Christentume unterweist. — Ferner
rührt von ihm her die poetische Erzählung: .Der gute Gerhard'. Letzterer war ein Kölner
Kaufmann, der durch seine Tatkraft und Großherzigkeit, seine Demut und Bescheidenheit dem
Kaiser Otto dem Großen, welcher das Bistum Magdeburg reichlich beschenkt batte, nun aber auch
glaubte, damit den Himmel verdient zu haben, Veranlassung zur Buße und ein edles Vorbild
ward. — Im Anschluß an Gottfrieds Darstellungsweise bearbeitete er Wilhelm von Orleans
(d. h. Wilhelm den Eroberer) und die Alexandersage. Sein letztes Werk ist die Weltchronik, welche
an der Hand der Bibel die Geschichte bis auf Salomos Tod fortführt und dem Kaiser Konrad IV..
_ gewidmet ist.
*) Herausgegeben mit einer trefflichen Einleitung (in der unter anderm eine Zusammenstellung
der auf die Jungfrau Maria angewendeten Gleichnisse und Bilder gegeben wird) von Wilhelm
Grimm. 1840.