Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

coaoer r —c4 I. Im Kreislaufe der Natur òꝓXOν 
anderen. Sie ließen den Sranzl herankommen, und bevor er noch ein 
Wort über die Lippen brachte, begannen ihn die zwei Schreinerbuben 
wegen eines Suspätkommens — und er war doch eine Stunde früher als 
ausgemacht gekommen! — in einer Weise abzukanzeln, daß ihm vor Angst 
und Schrecken das Zäpflein hinunterfiel. Als sie ihn nun so ganz 
zerknirscht vor sich stehen sahen, fingen sie wieder gütlich mit ihm zu 
reden an und erlaubten ihm großmütig das Mitgehen. — Ja . .. aber 
da muß der Michel wieder heimgehen!“ schmollte das Schluckerle. Davon 
aber wollte keiner der drei Weifen etwas wissen; und so entschied man 
sich, daß die heiligen drei Könige für diesmal eben zu Vieren ausrücken 
sollten ... aber, sagte der Schuͤstermichel unter lebhafter Zustimmung der 
beiden Schreinerbuben, eine Bedingung wäre noch dabei: es wäre von 
jeher so gewesen, daß der jüngste König das Reisegepäck seiner gekrönten 
Kameraden getragen hätte. — ,No ja ... wann's halt sein muß!“ 
stotterte das Schluckerle und lud die Cierkoͤrbe und Zwerchsäcke der 
anderen auf seine Schultern und keuchte hinter den Dreien ein, wie das 
gute Cselein, von welchem in der heiligen Schrift des öfteren zu lesen steht. 
Wollten seine Beinchen ermüden, dann wurde er mit Schneeballen gespornt, 
aber nicht etwa in den Slanken, sondern hinter den Ohren und im Nacken. 
Batschl Wie das klatschte! Und es klebte, wie angefroren. Ein Gutes 
war aber doch bei der Sache: daß dem Schluckerle hübsch warm blieb, 
derweil die anderen Rönige vor Kälte mit den Sähnen klapperten. 
Die Selder nahmen ein Ende, es kam der Wald, durch den sie ein 
halbes Stündlein zu wandern hatten, dann zeigten sich, zwischen Becken 
und beschneiten Bäumen, die Dächer des Dorfes, in welchem sie das 
Königsreiten“ beginnen wollten. Nun nahmen die drei Weisen dem 
Sranzl ihre Sachen ab. „Sodala!“ sagten sie — das heißt so viel als: 
jetzt sind wir fertig miteinander — dann rannten sie über Kopf und Fals 
davon und der Schustermichel gab dem Schluckerle noch aus privatem 
Konkurrenzneid einen Stoß vor die Brust, daß es in einen mit Schnee 
überwehten Graben purzelte. 
Als Sranzl wieder auf die Süße kam, sah er, daß der Schmalztiegel 
zerbrochen und die goldene Krone bedenklich zerknittert war. Bitterlich 
hub er zu weinen an und dabei trollte er langsam dem Dorf entgegen, 
obwohl er nicht wußte, was er dort eigentlich suchen sollte. Er als ein— 
schichtiger König konnte doch nicht ans ‚Reiten“ denken. Aber die Vor— 
sehung dachte für ihn. Denn als er zum ersten Bause kam, lag die 
Bauerin noch im Senster, ein altes Weiblein mit freundlichem Ruͤnzel— 
gesichte, und da entspann sich folgendes Swiegespräch: „Ja, Büeble, wer 
bist denn und wo kommst denn her?“ — „Der Schluckerfranzl heiß ich 
und a heiliger Dreikönig bin ich“. — „Ja, wo hast denn deine zwei 
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