Full text: Für die Präparandenanstalt (Teil 1, [Schülerband])

I. Geschichte. 
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Gaukler, die rechtlosen Kinder der Landstraße, mit ihren Weibern, sie, die 
unentbehrlichen Lustigmacher bei jedem Feste des Mittelalters. Am Morgen 
des großen Tages hörtet: die Kämpfenden zuerst die Messe, dan:r wurde 
die Anmeldung der Namen und Wappett bewirkt und die Teilung in Scharen. 
Diese Vorbereitung war in späterer Zeit ein ernstes Geschäft, die Wappen¬ 
schau wurde zu eurer Prüfung der ritterlichen Turnierrechte; wem das Turnier¬ 
recht beanstandet wurde, der kam nicht in die Teilung. — Die Groier oder 
Krier (Turnierrufer) schrien durch die Straßen: „Wappnet euch, gute Ritter, 
wappnet euch, tragt stolzen Mut urrd ziehet freudig aufs Feld, erweiset eure 
Ritterkraft und dienet schönen Frauen!" Die Haufen sammelten sich urrd zogerr 
unter der: Bannern ihrer Führer aus, die Posaunen bliesen eine Reisenote, 
in froher Erwartung hoben sich Rosse und Männer. Vor den Zugängen 
der Schrarrken ordrreten sich die Scharen, unter lauter Kriegsmusik ritten 
sie ein. Bevor der Turney anhob, ritten die Führer zuweilen erst allein irr 
einer Tjost (Speereinzelkampf) gegeneinander; in diesen: Falle war es Höf¬ 
lichkeit, dem Vorreitender: nur im Einzelkampf entgegenzutreten und ihn 
nicht zu drängen oder abzuschneiden. 
Das Turnier begann, ir:dem die ar:greiser:de Schar einer Partei in starkem 
Anritt (Puneiß) mit Lanzenstich auf die gegenüberstehende traf, welche der: 
Stoß durch Gegenstoß zu parieren hatte Taten die Angreifer ihre Pflicht, 
so drängten sie, nachden: ihre erste Reihe die Speere gebrochen, im Ansturm 
geschlossen durch die Schar der Gegner. Nach dem Durchritt aber mußten 
sie vor den Schranken schwenken und, die Gegner umreiter:d, ihre erste Stel¬ 
lung wiedergewirmen. Und diese Schwenkung war der gefährliche Augen¬ 
blick, wo die getroffene Schar der Gegner, wenn sie durch den Ansturm nicht 
völlig in Unordrmng gebracht war, Gelegenheit erhielt, einen Teil der An¬ 
greifer abzuschneiden und gefar:genzunehmen. Hatten die Angreifer der: 
Umritt volter:det, so wurden sie ihrerseits von dem zweiten Haufen der Gegr:er 
angerannt, rvomöglich durchbrocher:, ur:d ihnen blieb überlassen, einzelne 
vor: dieser Schar der Gegner bei deren Schwenkung abzufassen. Darauf 
trat wieder als Ablösung ur:d Hilfe die nächste Schar ihrer Partei ir: das 
Spiel und so fort, bis alle Scharen in der: Kampf geritten waren. 
Der: weiterer: gesetzlicher: Verlauf dieser Quadrille:: vermögen wir rricht 
mehr zn erkennen. Die Scharen wogen auf der weiter: Ebene hin und her, 
bald sir:d Tjoste einzelner, also freier Raun: ur:d Anlauf möglich, Einsprir:ger: 
der Knappen ur:d Herauszerre:: der Gefangenen, bald drängen sich die Ge¬ 
nossen zum Durchbruch oder zur Verteidigung eng ar:eir:ar:der. 
In diesen: Turnier führten die Kämpfer nur den Speer, keir: Schwert 
ur:d keinerlei ar:dere Waffe; der einzelne war, sobald er der: Speer verstocher: 
hatte, wehrlos urrd der Gefangennahme ausgesetzt; er rnußte sich schleunig in 
den Haufen der Freunde zurückziehen, wenn ihm der Knappe nicht einer: neuer: 
Speer durch das Getümmel in die Har:d legen komrte; es war also Aufgabe 
der Freunde, der: Schutzlosen vor der Gefar:ger:nahme zu bewahren. Offenbar
	        
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