Full text: Deutsches Lesebuch für Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare

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Drum: wird ein solches Kleinod dir beschert, 
O trübe seinen Glanz nicht, halt es wert; 
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt 
Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält, 
Dem dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht; 
Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht. 
Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich, 
Bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich; 
Und wer den höchsten Königsthron gewann 
Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann. 
67. In einem alles. 
Georg Christian Dieffenbach. 
1. Die höchste Weisheit: sich dem Herrn ergeben, 
Der größte Reichtum: seiner Gnade Schein, 
Das höchste Ziel: sein himmlisch heilig Leben, 
Der beste Wunsch: ewig bei ihm zu sein. 
2. Der höchste Ruhm: für seine Ehre streiten, 
Die größte That: nach seinem Willen thun, 
Die höchste Ehre: seinetwillen leiden, 
Das größte Glück: in seiner Liebe ruhn. 
3. Der schönste Tod: für ihn zum Tode gehen, 
Der beste Trost: auf seine Gnade bau'n, 
Die reichste Hoffnung: durch ihn auferstehen, 
Die höchste Seligkeit: ihn ewig schau'n. 
VII. Beschreibende Gedichte. 
bb. Die Schweizer im Winter. 
Albrecht v. Haller. 
1. Hat nun die müde Welt sich in den Frost begraben, 
Der Berge Thäler Eis, die Spitzen Schnee bedeckt, 
Ruht das erschöpfte Feld nun aus für neue Gaben, 
Weil ein krystallner Damm der Flüsse Lauf versteckt: 
Dann zieht sich auch der Hirt in die beschneiten Hütten, 
Wo fetter Fichten Dampf die dürren Valken schwärzt; 
Hier zahlt die süße Ruh' die Müh', die er erlitten. 
Der sorgenlose Tag wird freudig durchgescherzt, 
Und wenn die Nachbarn sich zu seinem Herde setzen, 
So weiß ihr klug Gespräch auch Weise zu ergötzen 
2. Der eine lehrt die Kunst, was uns die Wolken tragen, 
Im Spiegel der Natur vernünftig vorzusehn; 
Er kann der Winde Strich, den Lauf der Wetter sagen, 
Und sieht in heller Luft den Sturm von weitem wehn; 
Er kennt die Kraft des Monds, die Wirkung seiner Farben, 
Er weiß, was am Gebirg ein früher Nebel will,
	        
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