Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für katholische Präparandenanstalten

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scheidungsschlacht schilderte, seine Bitte, daß sich in allen Ländern Europas 
Vereine zur Pflege der Verwundeten bilden möchten, wirkte gleich einem Hammer, 
der Felsen bricht. Nachdem die Worte Dunants die Runde durch Europa 
gemacht hatten, tagte infolge einer in alle Welt erlassenen Einladung die erste 
5 internationale Konferenz zu Genf. Sie beriet ganz im Geiste Dunants, legte 
ihre Beschlüsse in zehn Artikeln nieder und verabredete als gemeinschaftliches 
Abzeichen für die zu bildenden Vereine und ihre Mannschaften die weiße Arm¬ 
binde mit rotem Kreuze. Nur schüchtern wagten die Mitglieder jener Genfer 
Konferenz sich dahin zu äußern, daß auch der Verbandsplatz und das Lazarett 
10 auf dem Kriegsschauplatz eines Erkennungszeichens, eines Zeichens der Unantast¬ 
barkeit bedürften, daß die Verwundeten nebst ihrem gesamten Hilfs- und Pflege¬ 
personal im Felde als neutral zu betrachten wären. Die Verhältnisse gestalteten 
sich aber günstiger, als man erwartet hatte. Als der Schweizer Bundesrat 
im Juni 1864 sämtliche Regierungen Europas einlud, ihre Vertreter zu einem 
15 Kongresse nach Genf zu entsenden, leisteten fast alle der Aufforderung Folge 
und weihten nach längeren Beratungen das rote K'reuz im weißen Felde zum 
Wahr- und Schutzzeichen der Hilfsstätten im Kriege. 
Nun brauchte die hilfsbereite Hand, gleichviel wem sie angehörte, nicht 
mehr die Anfechtungen eines Feindes zu fürchten. Jetzt konnte sie mitten im 
20 Schlachtgetümmel ruhig ihrem schönen Beruf obliegen. Um durchgreifend und 
mit Erfolg im Kriege wirken zu können, durfte sie auch schon im Frieden ihre 
vorbereitende Tätigkeit ausüben. Im Kriege von 1866 konnte das Banner 
der Wohltätigkeit von den Lazaretten und Spitälern wehen, und unter ihm 
konnten die Verwundeten und Kranken beider kriegführenden Parteien sicher 
25 ruhen. Geldmittel und Naturalien, Lazarett- und Verpslegungsgegenstände 
aller Art wurden gespendet, Frauen und Mädchen aller Stände taten sich zu¬ 
sammen, um zur Linderung der Not mitzuwirken, Mitglieder religiöser Orden, 
Private und Studenten reichten einander die helfende Hand. 
Um auch zur Erkenntnis alles dessen zu gelangen, was Vereins- und 
30 Privathilfe nicht nur im Kriege, sondern auch im Frieden zu leisten vermag, 
wenn Hungersnot, ansteckende Krankheiten, Feuersbrunst und Überschwemmung 
ihre verheerende Gewalt äußern, tagten die Ritter des roten Kreuzes wiederholt 
in den Weltstädten, und auf der Pariser Weltausstellung von 1889 standen 
zum ersten Male die gesamten Erfindungen zur Schau, welche aus dem Erdball 
35 zur Erhaltung verwundeter Krieger gemacht worden waren. 
90. Der Ktockenguß zu Areskau. 
Wilhelm Müller. 
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1. War einst ein Glockengießer 
Zu Breslau in der Stadt, 
Ein ehrenwerter Meister, 
Gewandt in Rat und Tat. 
2. Er hatte schon gegossen 
Viel Glocken gelb und weiß 
Für Kirchen und Kapellen 
Zu Gottes Lob und Preis.
	        
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