Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für katholische Präparandenanstalten

zurückgeführt, froh darüber, daß sie die unglückliche Fahrt 
zur See durch einen glücklichen Krieg zu Lande wieder wett¬ 
gemacht hatten. Außerdem zeigte sich Germaniens so frei¬ 
gebig, daß er einem jeden der Soldaten die persönlichen 
Verluste an Geld und Gut in der von ihnen angegebenen 
höhe ersetzte, fluch galt es für zweifellos, daß der Feind 
in seinem Zttut wankend geworden war, mit dem Gedanken 
umging, um Frieden zu bitten, und der Krieg beendet werden 
könne, wenn man noch den nächsten Sommer dazunehme. 
Tiberius jedoch mahnte den Germaniens zu wieder¬ 
holten Malen in seinen Briefen, zur Feier des ihm be¬ 
willigten Triumphes heimzukehren,- es sei bereits genug der 
Erfolge, genug des Mißgeschicks. Gewaltige und glückliche 
Schlachten habe er allerdings geschlagen; doch dürfe er auch 
nicht die Verluste vergessen, die Wind und Wellen verursacht 
hätten. Zwar seien sie vom Feldherrn nicht verschuldet, 
dennoch aber schwer und furchtbar gewesen. Er selber sei 
neunmal von dem vergötterten ctugustus nach Germanien 
geschickt worden, habe aber durch kluge Verhandlungen 
mehr erreicht als durch Waffengewalt. Auf diese weise 
seien die Sugambrer (am Flusse Sieg und nördlich 
bis zur Lippe) unterworfen, auf diese weise die S u e b e n *) 
und der König ITT a r o b o b durch einen Frieden an Hont 
gefesselt worden. Und die Cherusker sowie die anderen 
aufrührerischen Stämme könne man jetzt, wo Rom gerächt 
sei, ihren inneren Streitigkeiten überlassen. 
Als Germaniens nur noch um ein Jahr bat, um das 
Begonnene zu Ende führen zu können, appellierte Tiberins 
noch energischer an seinen Gehorsam und bot ihm zum 
zweitenmal das Konsulat an, dessen Geschäfte er persönlich 
in Rom führen sollte. Er fügte noch hinzu: wenn sich ein 
weiterer Krieg nötig mache, so möge doch Germaniens 
seinem Bruder D r u \ u s Gelegenheit geben, kriegerischen 
Ruhm zu ernten. Da nämlich zur Zeit kein anderer Feind 
vorhanden sei, so könne sich dieser nur in den germanischen 
Provinzen den Imperatortitel und den Triumph verdienen. 
*) Über die Sueben vgl. tDoyte a a. (D. I 5. 17—20, II 5. 17, 
48 ff., 57, 59, 61, 62, 83, 84, 892. 
50
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.