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Deutsche Dichter von Luther bis Klopstock.
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Der Eifer war mehr Ernst als Schein,
und unser täglich Himmelsschrein
hat etwan auch viel Plagen
des Vaterlands verschlagen.
s- Wie ernstlich war ich dort ein Christ!
wie brannt' oft mein Verlangen,
dich, der du unser Heiland bist,
persönlich zu umfangen!
Wie freudig dacht' ich an den Tod!
Ach Gott, gedenk einmal der Not,
vor die ich, als ein Knabe,
vorausgebetet habe.
»- Mit was vor Liebe, Trost und Treu
konnt eins das andre klagen,
wenn etwa blinde Tyrannei
das Stiefkind hart geschlagen!
Wir stritten leicht; doch aller Streit
war stündliche Versöhnlichkeit,
und von der Eltern Gaben
mutzt jeder etwas haben.
10. Jetzt lern ich, leider allzufrüh,
des Lebens Elend kennen;
es ist doch nichts, als Wind und Müh,
wornach wir sehnlich rennen.
Es gaukeln Reichtum, Stand und Kunst;
die Wollust macht nur blauen Dunst.
Und was wir so begehren,
mutz allzeit Reu gebären.
11. Mein eignes Kreuz ist überhaupt
ein Bündnis aller Schmerzen
und geht mir, weil es niemand glaubt,
empfindlich tief zu Herzen.
Ach. Himmel, mindre meine Qual!
Wo nicht, so latz mich doch einmal
nur eine Gunst erwerben
und mehre sie — zum Sterben.
»
Albrecht von Haller.
Mit dem berühmten Berner Gelehrten Albrecht von Haller (1708—1777; er war in den vierziger Jahren
Professor in Göttingen) beginnt nach dem Verfall der schlesischen Schule eine neue Zeit für die deutsche
Dichtung. Er gibt der Poesie wieder einen grotzen Stoff und würdigen Inhalt: die erhabene Natur seiner
Alpenheimat und die Probleme seiner Wissenschaft.
64. Sehnsucht nach dem Vaterland.
i. Beliebter Wald! beliebter Kranz von
Büschen,
der Haselshöh mit grünem Schatten
schwärzt,
wann werd' ich mich in deiner Schotz er¬
frischen,
wo Philomel' auf jedem Zweige scherzt!
Wann werd ich mich auf jenen Hügel legen,
dem die Natur das Moos zum Teppich
schenkt;
wo sonst sich nichts als rasche Blätter regen
und jene Bach, die Gäbels Gründe tränkt!
3- Hier mutz ich mich mit stätem Kummer
schlagen,
die Ruh ist mir ein unbekanntes Gut;
mein Geist versinkt in immer neuen
Plagen;
ich weitz noch nicht, wie Ruh und Freude
tut.
Entfernt vom Land, da ich das Licht
gesehen,
entblötzt von Hilf, von Eltern und von Rat
seh' ich mein Schiff in stätem Sturm ver¬
wehen,
nie, wo es soll, und stäts aus Andrer Gnad.
Ach Himmel! Latz mich doch die Täler
küssen,
wo ich den Lenz des Lebens zugebracht
und beim Geräusch kristallner Wasser¬
güssen
aus einen Reim von Sylvien gedacht,
wo schwaches Laub, belebt von Westen-
Winden,
die matte Seel' in sanfte Wehmut bringt
und in dem Frost niemals bestrahlter
Gründen
die Nachtigall ein reizend Schlaslied singt.
». Bald schleicht ein Weh durch meine
matte Glieder,
bald schadet mir ein blutverwandter Feind,
bald fällt der Bau von meiner Hoffnung
nieder,
bald sterben die, die es noch gut gemeint,
bald reitzt die Flut durchs Schutt zer-
rissner Dämmen,
womit der Tod an unsre Wälle schwimmt,
bald will uns Mars mit Flammen über¬
schwemmen,
davon der Tacht schon in der Asche glimmt.