Full text: Sang und Spruch der Deutschen (Band 3)

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Friedrich Gottlieb Klopstock. 
s. Q schone mein — dir ist dein Haupt 
umkränzt 
Mit tausendjährigem Ruhm; du hebst 
den Tritt der Unsterblichen 
Und gehest hoch vor vieln Landen her! 
O, schone mein! Ich liebe dich, mein 
Vaterland! 
6- Ach, sie sinkt mir, ich hab' es gewagt! 
Es bebt mir die Hand die Saiten her¬ 
unter; 
Schone, schone! Wie wehet dein heiliger 
Kranz, 
Wie gehst du den Gang der Unsterb¬ 
lichen daher! 
7. Ich seh' ein sanftes Lächeln, 
Das schnell das Herz mir entlastet; 
Ich sing' es mit dankendem Freuderuf 
dem Widerhall, 
Daß dieses Lächeln mir ward. 
8- Früh hab' ich dir mich geweiht. Schon, 
da mein Herz 
Ten ersten Schlag der Ehrbegierde 
schlug, 
Erkor ich, unter den Lanzen nnb 
Harnischen 
Heinrich, deinen Befreier, zu singen. 
»- Allein ich sah die höhere Bahn, 
Und, entflammt von mehr denn nur 
Ehrbegier, 
Zog ich weit sie vor. Sie führet hinauf 
Zu dem Vaterlande des Menschen¬ 
geschlechts. 
1»- Noch geh' ich sie, und wenn ich auf ihr 
Des Sterblichen Bürden erliege, 
So wend' ich mich seitwärts und nehme 
, . des Barden Telyn 
Und sing, o Vaterland, dich dir! 
Tu pflanzetest dem, der denket, und 
ihm, der handelt! 
Weif schattet und kühl dein Nain, 
Steht und spottet des Sturmes der 
_ . . Zeit, 
Spottet der Büsch um sich her! 
Wen scharfer Blick und die tanzende 
glückliche Stunde führt, 
Der bricht in deinem Schatten, kein 
Märchen sie, 
Dw Zauberrute, die nach dem helleren 
^ Golde, 
Dem neuen Gedanken zuckt. 
1». Oft nahm deiner jungen Bäume das 
Reich an der Rhone, 
Oft das Land an der Thems' in die 
dünneren Wälder, 
Warum sollten sie nicht? Es schießen 
ja bald 
Andere Stämme dir auf! 
Und dann, so gehörten sie ja dir an. 
Du sandtest 
Deiner Krieger hin. Da klangen die 
Waffen; da ertönte 
Schnell ihr Ausspruch: Die Gallier 
heißen Franken, 
Engelländer die Britten! 
Lauter noch ließest du die Waffen 
klingen. Die hohe Rom 
Ward zum kriegerischen Stolz schon von 
der Wölfin gesäugt! 
Lange war sie Welttyrannini. Du 
stürzetest, 
Mein Vaterland, die hohe Rom in ihr 
Blut! 
16- Nie war gegen das Ausland 
Ein anderes Land gerecht wie du. 
Sei nicht allzu gerecht! Sie denken nicht 
edel genug, 
Zu sehen, wie schön dein Fehler ist! 
17- Einfältiger Sitte bist du und weise, 
Bist ernstes, tieferes Geistes. Kraft ist 
dein Wort, 
Entscheidung dein Schwert. Doch 
wandelst du gern es in die Sichel und 
triefst, 
Wohl dir! von dem Blute nicht der an¬ 
deren Welten. 
18- Mir winket ihr eiserner Arm! Ich 
schweige, 
Bis etwa sie wieder schlummert, 
Und sinne dem edeln schreckenden Ge¬ 
danken nach, 
Deiner wert zu sein, mein Vaterland. 
46. Vaterlandslied 
zum Singen für 
Johanna Elisabeth v. Winthem. 
1770. 
Ton: I. A. P. Schulz — Gluck. 
i- Ich bin ein deutsches Mädchen! 
Mein Aug' ist blau und sanft mein 
Blick; 
ich hab ein Herz, 
das edel ist und stolz und put.
	        
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