Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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Die Mutter ferner gab genug 
25 Zur Kleidung ihm an feinem Tuch, 
So daß ein Zeug von bessrer Art 
Von Schneidern nie verschnitten ward. 
Mit eines jungen Widders Fell, 
Gar zart und weich, wie Schnee so hell, 
30 Dem schönsten rings im ganzen Land, 
Ward ihm gefüttert das Gewand. 
Dazu mit Kettenwams und Schwert 
Ward unser Helmbrecht wohl bewehrt. 
So lief mit Dolch und Taschen breit 
35 Der alte Narr im neuen Kleid . . . 
Der hochmütige Bursche will zu Hofe ziehen; ihn lockt das abenteuer¬ 
liche Leben eines Schnapphahns. Er spottet der wohlgemeinten Worte seines 
Vaters, verläßt das Elternhaus und wird ein berüchtigter Raubgeselle. Nach 
einem Jahre kommt er zu Besuch heim, tritt aber so vornehm auf, daß ihn 
sein Vater anfänglich nicht als Sohn erkennen will. Dann wird Helmbrecht 
reichlich bewirtet. Während des Essens fragt der Vater, wie man jetzt bei 
Hof lebe, und erzählt, wie es früher war: *) 
,,In meiner Jugend, als ich noch Knecht, 
Hat dein Großvater, Helmbrecht, 
Mein Vater — du hast ihn nicht gekannt — 
Mich einmal an den Hof gesandt, 
40 Daß ich Käse, Eier und solche Dinge 
— Wie man heute noch tut — den Herren bringe; 
Da hab’ ich die Ritter mir angeseh’n, 
Suchte ihre Weise zu verstehn. 
Sie waren höfische, stolze Herrn, 
45 Alles Gemeine war ihnen fern. 
Heut sieht manch Weib und mancher Mann 
Das gerade als ritterlich Wesen an. — 
Ein schönes Spiel sah ich bei ihnen, 
Das sollte den Frauen zur Freude dienen. 
50 „Buhurd“ hat man das Spiel genannt. 
Ein Knecht macht es mir so bekannt, 
Als ich darum ihn fragte, 
Weil mir das Spiel behagte. 
Sie fuhren da mit Toben 
55 — Die Wildesten hört’ ich loben — 
Die eine Schar hin, die andre Schar her 
Gleichwie im Kampf. Und der und der, 
Die fuhren sich verwegen 
Mit Roß und Speer entgegen. 
J) Das Folgende aus „Statuen deutscher Kultur“ Bd. VIII; neudeutsche 
Bearbeitung von Will Vesper.
	        
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