fullscreen: Fünfzehn Jahrhunderte (Bd. 2, Abth. 1)

392 Frankreich, England nnd Spanien im Zeitalter der Kreuzzüge. 
Heimath zurück. Mit diesem Kreuzzuge, als dem siebenten, endet die 
Reihe der großen Kreuzzüge, die das heilige Land erreichten. Nur eine 
kurze Frist noch war den Resten der dortigen christlichen Herrschaft 
gegönnt. Vor ihnen erreichte das Kalifat sein Ende, und wie in Aegypten 
mit der Mamelukenherrschaft, so verbreitete sich im übrigen Asien durch die 
Mongolen die ärgste Verwilderung. Auf Oktai folgte als oberster Chan 
sein Sohn Kajuk, unter welchem das Reich der Seldschuken in Klein¬ 
asien zinsbar gemacht wurde, und auf Kajuk Oktai's Neffe Mangu, unter 
welchem, während er selbst Tibet und benachbarte Länder unterwarf, 
sein Bruder Hulagu im Jahre 1258 das Kalifat durch Erstürmung von 
Bagdad vernichtete, Syrien eroberte, die Assassinen vertilgte und die christ¬ 
lichen Fürstenthümer Armenien und Antiochien zur Zinsbarkeit zwang. 
Unter Manges Nachfolger, seinem zweiten Bruder Kublai, wurde das süd¬ 
liche China den mongolischen Eroberungen zugefügt, und mit Ausnahme 
Indiens war kein asiatisches Land mehr, über das nicht die Sturmfluthen 
der mongolischen Eroberung sich hingewälzt. Asien war in eine Anzahl 
mongolischer Reiche getheilt, deren jedes die ihm angehörigen Völker 
nur lose verband und vielfachen Theilungen unterworfen war. Die 
Nachkommen Kublai's, mit dessen Tode im Jahre 1294 die von ihm 
besessene Würde eines obersten Chans erlosch, herrschten in China, in 
Persien bestand Hulagu's Reich, im Kaptschak oder den Gegenden 
zwischen Ural und Don, und von da aus in Rußland gebot die Dynastie 
Batu's, und ein von Oktai's Bruder Dschagatai begründetes und be¬ 
nanntes Reich dehnte sich jenseits des Orus über nomadische Horden 
aus. Das Christenthum fand zwar seinen Weg zu den Mongolen durch 
die von den Päpsten und von König Ludwig abgesandten Mönche, und da 
das Volk noch ebensowenig dem Islam als dem Buddhaismus sich 
gebeugt hatte, gelangen auch christliche Pflanzungen. Doch die Rohheit 
des Volkes, die Eifersucht der nestoriauischen Christen und die Unbe- 
kanntschaft mit den Landessprachen verhinderten die Erhaltung derselben. 
Während sich so Asien für Europa immer mehr verschloß, verschwand 
auch in Europa das an die Stelle des schismatischen Kaiserthums getre¬ 
tene lateinisch-oströmische Reich und mit ihm die Gelegenheit zu einer 
Wiedervereinigung der gespaltenen Christenheit, indem im Jahre 1261 
Michael Paläologus, der Kaiser von Nicäa, mit den auf Venedig eifer¬ 
süchtigen Genuesen verbündet, Constantinopel wieder eroberte, ohne daß 
er das Reich in seinem ehemaligen Umfange Herstellen konnte. 
12. Der auf die Rückkehr aus Asien folgende Theil von Ludwigs 
Regierungszeit ist ausschließlich mit friedlicher Thätigkeit erfüllt. Zwei¬ 
felhaften Verhältnissen mit den Nachbarreichen Aragonien und England 
wurde durch Verträge ein Ende gemacht. Aragonien gegenüber bedurfte 
es insofern einer Auseinandersetzung als der Uebergang der von Nar-
	        
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