Die Markgrafen.
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2. Tic Markgrafen.
Ein bescheideneres Los hatte anfangs die ältere Linie der
Zäh ring er, aber sie hat ihre Wurzeln tiefer in den heimischen
Boden gesenkt und nach acht Jahrhunderten große geschichtliche Bedeutung
errungen. Berthold I. ältester Sohn, Hermann, bekam alemannisches Hermann.
Familiengut, Gebiete im Breisgau, in der Ortenau u. a., an denen noch heute
der Name Markgräfler Land haftet. Der Titel Markgraf ward her-
geleitet von der Markgrafschaft Verona. Durch Heirat brachte Hermann Be-
sitzungen im fränkischen Alb- und Uffgau an sich. Das Schloß Hohen-
baden ist im großen Zeitalter des Burgenbaues entstanden (in der Zeit
der Staufer). Nach diesem Schlosse erhielt das ganze Territorium seinen
Namen. Auch die Markgrafen hielten, wie die Bertholde, treu zu den
Staufern, Hermann IV. begleitete Friedrich Rotbart auf dem Kreuzzuge:
vor Antiochia fand er den Tod (1190).
Von den Markgrafen wurde das Landgebiet als teilbarer Familien-
besitz angesehen. Hermann V. gab die breisgauischen Besitzungen an seinen TeMngmdes
Bruder Heinrich als Herrschaft Höchberg2) ab (mit der Landgrafschaft im Hermann v.
Breisgau), von der sich nachmals eine Herrschaft Sausenberg abtrennte,
welche das untere Wiesental, Rütteln und die Herrschaft Badenweiler
erworben hat (1305). Erst 1418 und 1503 fielen diese Besitzungen wieder an
die Markgrafschaft Baden zurück. Im 15. Jahrhundert gelangte der übrige
Breisgau in die Hand der Habsburger, die von Ensisheim im Elaß aus
diese vorderösterreichischen Lande regierten. Hermann V. erweiterte ^Norden."
sein Gebiet noch bedeutend nach Norden zu. Vermählt mit König
Ottos IV. Tochter, Irmengard, erhielt er die Stadt Pforzheim und
später im Tausch für welfische Güter in Braunschweig die Orte Dur-
lach, Ettlingen, Sinsheim u. a.
Dort blieb die Nordgrenze Badens lange Zeit, weil sie da aus das
Bistum Speier und die Pfalzgrafschast stieß. Das Kloster Lichtental, eine
Stiftung der Markgräfin Irmengard, wurde die Begräbnisstätte des fürst-
lichen Hauses, die bis dahin in Backnang2) gewesen war. Damit ist zugleich
angedeutet, daß die Markgrafschaft das östliche Land den Grafen von
Württemberg ließ und ihre Zukunft in der Rheinebene bis zu den Höhen
des Schwarzwalds suchte. Von Hermanns Söhnen gedachte der ältere,
Hermann VI., im Südosten, wo später den Habsburgern das Glück Hermann vi.
winkte, ein größeres Herzogtum zu gewinnen. Gertrud, die Nichte und
Erbin des letzten, kinderlosen Herzogs von Österreich und Steiermark,
1) Die Burg stand bei Emmendingen.
2) An der Murr, Nebenfluß des Neckar.