Full text: Von Vulfila bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (Hälfte 1, [Schülerband])

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In synem gheslecht is doch mannich man, 
1850 De dat hoff ouel entberen kan." . . 
Wolf, Bär und Kater übernehmen die Voll¬ 
streckung des Todesurteils, einander zu erbarmungs¬ 
losem Vorgehen anfeuernd. Der Fuchs aber ist 
in großer Sorge, wie er sein Leben zu retten ver¬ 
möchte. Er bittet den König, ihm vor dem Tode 
beichten zu dürfen, und erregt nun dessen Gier 
nach einem Schatze und Furcht vor einer Ver¬ 
schwörung gegen sein Leben. Sein Vater habe 
durch Zufall einen unermeßlichen Schatz gewonnen 
und in seiner Hoffart sich mit Bär, Wolf, Kater 
und Dachs verschworen, Nobel zu stürzen und Braun 
auf den Thron zu setzen. Zum Schutze des Löwen 
sei von ihm und seinem Weibe der Schatz geraubt, 
dessen Verlust seinen Vater in den Tod getrieben. 
Infolge dieser Mitteilung schenkt das Königspaar 
dem Fuchse das Leben und will sich von ihm an 
den Ort, wo der Schatz verborgen liegt, führen 
lassen, nachdem Lampe die Richtigkeit der Angaben 
Uber die Gegend bestätigt hat. 
.. Dat xxix ghesette. 
2525 . . ff Reynke sprack: „des were ick gantz vro, 
Wan myne fase stunde alzo, 
Dat ick myt deme konnynge mochte wanderen 
Vnde mochte eme suluen volgen in Flanderen; 
Men, myn Here, yd were yw fünde. 
2530 De sake segge ik yw in desser stunde, 
Wo wol ik my des van rechte mach schämen. 
Wente Mgrym eyns in des duuels namen 
In eynen orden ghynck hir bevoren 
Vnde to eyneme monnyke wart beschoren. 
2535 Eme konde an der proueneH nicht ghenogen, 
De em vi monnyke vpdroghen. 
He klaghede alle tyd vnde kermde^) 
So seer, dat yd my entfermde^), 
Wente he wart kranck vnde trach.H 
2540 Do halp ik eme alze myneme maech, 
Ik gaff eme rad, dat he quam van dan. 
Hir vmme byn ik in des pawes ban. 
Mit yuweme wyllen wyl ik morgen, 
Ök myt yuweme rade, myne sele besorgen 
2545 Vnde wyl vro, alze de sunne vpghaet, 
Na Ronie vmme gnade vnde aflaet. 
Van dar wyl ick over meer, 
Vnde eer ik da eyn wedderkeer, 
Wyl ick so vele hebben ghedaen, 
1) prouene, Pfründe, Nahrung. 
4) trach, matt. 5) bedryff, Umgang. 
Dat ik myt eren mach by yw ghaen. 2550 
Reysede ik nu myt yw, wor dat ok were, 
Eyn yslyck spreke: ffeed, vnse Here 
Heft nu sus syn meyste bedryff 
Myt Reynken, deme he wolde nemen dat lysf; 
Dar to is Reynke ok in deme ban'. 2555 
Seet, gnedyghe Here, wylt dyt vorstan." . . 
Der König findet es nützlich und gut, daß 
der Fuchs sich vom Banne befreien will, verzichtet 
auf seine Begleitung und gibt ihm gnädigen 
Urlaub. Dann verkündet er der ganzen Versamm¬ 
lung, er habe sich auf Bitten der Königin mit 
dem Angeklagten, der ihm manches wertvolle Ge¬ 
heimnis mitgeteilt, versöhnt, ihm alle Strafen 
erlassen und ihn wieder in alle seine Würden und 
Ehren eingesetzt. Als Braun und Isegrim wegen 
dieses Bescheides vorstellig werden, läßt der zornige 
Nobel sie ins Gefängnis werfen und in Ketten 
legen. Außerdem muß auf Antrag des Fuchses 
der Bär ein Stück seines Felles zu einem Ränzel, 
der Wolf Haut und Klauen der Vorderfüße, sein 
Weib Gieremund die der Hinterfüße zu vier Paar 
Schuhen für Reinekes Bußfahrt hergeben. Nachdem 
der Widder Bellyn dann noch von Nobel gezwungen 
ist, heilige Segensworte für den Pilger zu lesen, 
begibt Reinke sich auf die Reise und wird auf 
des Königs Verlangen von sämtlichen Herren des 
Hofes ein Stück Weges begleitet. Er weiß Lampe 
und Bellyn zu bewegen, ihm bis nach Malepartus 
Gesellschaft zu leisten. Hier bleibt der Widder 
auf Reinkens Wunsch draußen vor der Burg. Der 
Fuchs begrüßt sein Weib Ermelyn, bezeichnet den 
Hasen, dessen Hilferufe ungehört verhallen, als 
Verräter, tötet und verzehrt ihn. Als Bellyn 
schließlich ungeduldig nach Lampe ruft, beschwichtigt 
Reinke ihn, er sei wohl und munter und tröste 
seine über die Bußfahrt tieftraurige Frau. Er 
übergibt ihm in dem zugebundenen Ränzel Lampes 
Kopf mit der Bitte, Nobel wichtige Briefe zu über¬ 
bringen. Erkläre er, er habe zu den Briefen ge¬ 
raten, dem Schreiber dabei geholfen, so gewinne er 
Vorteil und Ehre. Der Hase komme ihm später nach. 
ff Wo Bellyn quam vor den konnynck 
vnde hadde den rentzel an deme halze vnde 
droch dar ynne Lampen höuet, dat he suluen 
nicht en wüste. Dat xxrviii capittel. 
DO Bökert de beuer^) hadde vpgedan 
Den sack myt Hyntzen, synem kumpan, 
He loch Lampen höuet hir vth. 5125 
Do sprack he alsus ouer luth: 
2) kermde, jammerte. 3) entfermde, erbarmte. 
6) beuer, Biber.
	        
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