Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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50. Der Löwenzahn oder die Kuhblume. 
Kinder pflücken auf dem grünen Anger gern die Weißen, 
wolligen Köpfchen des Löwenzahns ab. Da fliegen die vielen 
Samenkörnchcn nach allen Seiten hin. Jedes hat ein feines 
Stielchen und oben einen zarten, Weißen Federkranz. Die Blüte 
war ihr Vaterhaus, jetzt geht die Reise weithin durch die Luft. 
Die einen lassen sich auf der Wiese, die andern am Wege nie 
der; jene ziehen sogar über den breiten Fluß, steigen heimlich 
über den Zaun und schlüpfen in den verschlossenen Garten. 
Noch andere bleiben auf der Mauer sitzen oder siedeln sich auf 
den Straßen und Plätzen des Dorfes oder Städtchens an. 
Was thut nun das Samenkörnlein, wenn seine Reise zu 
Ende ist? Das braune Korn ist mit zarten Widerhaken besetzt, 
mit diesen haftet es in der Erde. Der Wind weht Staub dar 
über, und der Regen bringt Wasser herzu. Nun beginnt das 
Körnchen seine Arbeit. Unten senkt es eine starke Wurzel in 
den Boden. Zarte Fasern dringen nach allen Seiten in die 
Erde und schaffen Nahrung her. Nun wächst unten am Boden 
ein Kranz von grünen Blättern, die stehen wie die Strahlen 
eines Sternes rund im Kreise. Jedes dieser Blätter ist lang 
und schmal, an beiden Seiten eingeschnitten und mit großen 
Zähnen versehen. Davon hat das Pflänzchen auch den Namen 
Löwenzahn erhalten. Zur goldenen Blume führt ein runder, 
glatter Stengel hinauf. Innen ist er hohl, und die Kinder können 
ihn leicht zu Ringen zusammenbiegen und sich Kettchen daraus 
machen. Die Blume des Löwenzahns ist wohl aus Hunderten von 
Blütchen zusammengesetzt und daher eine wahre Blütenstadt. 
In solchen Blüten wachsen tausend kleine Samenkörner, 
gerade wie das erste, aus dem die ganze Pflanze geworden ist. 
Jedes streckt einen feinen Stiel nach oben; auf diesem steht eine 
Federkrone. Die gelben Blüten fallen ab, und wieder steht 
ein Wollkopf da, von dem tausend Samenkörner neuer Pflanzen 
ausgestreut werden. Der Hirt sieht den Löwenzahn gern; denn 
er ist für sein Vieh ein treffliches Futter. Er nennt ihn des 
halb auch Kuhblume. »¡<,4 m a >m.
	        
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