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Mein königlich Herz zu entzücken;
Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer
der Lust,
Der mit süßem Klang mir bewege die Brust
Und mit göttlich erhabenen Lehren.
So hab' ich's gehalten von Jugend an,
Und was ich als Ritter gepflegt und
gethan,
Nicht will ich's als Kaiser entbehren."
4. Und sieh! in der Fürsten umgebenden
Kreis
Trat der Sänger im langen Talare;
Ihm glänzte die Locke silberweiß,
Gebleicht von der Fülle der Jahre.
„Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold,
Der Sänger singt von der Minne Sold,
Er preiset das Höchste, das Beste,
Was das Herz sich wünscht, was der Sinn
begehrt;
Doch sage, was ist des Kaisers wert
An seinem herrlichsten Feste?" —
5. „Nicht gebieten werd' ich dem Sänger",
spricht
Der Herrscher mit lächelndem Munde,
„Er steht in des größeren Herren Pflicht,
Er gehorcht der gebietenden Stunde.
Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
Man weiß nicht, von wannen er kommt
und braust,
Wie der Quell aus verborgenen Tiefen,
So des Sängers Lied aus dem Innern
schallt
Und wecket der dunklen Gefühle Gewalt,
Die im Herzen wunderbar schliefen."
6. Und der Sänger rasch in die Saiten
fällt
Und beginnt sie mächtig zu schlagen:
„Aufs Weidwerk hinaus ritt ein edler Held,
Den flüchtigen Gemsbock zu jagen;
Ihm folgte der Knapp mit dem Jäger¬
geschoß;
Und als er auf seinem stattlichen Roß
In eine Au kommt geritten,
Ein Glöcklein hört er erklingen fern —
Ein Priester war's mit dem Leib des Herrn,
Voran kam der Mesner geschritten.
7. „Und der Graf zur Erde sich neiget hin,
Das Haupt mit Demut entblößet,
Zu verehren mit gläubigem Christensinn,
Was alle Menschen erlöset.
Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld,
Von des Gießbachs reißenden Fluten ge¬
schwellt, 5
Das hemmte der Wanderer Tritte;
Und beiseit legt jener das Sakrament,
Von den Füßen zieht er die Schuhe
behend,
Damit er das Bächlein durchschritte. io
8. „Was schaffst du?" redet der Graf
ihn an,
Der ihn verwundert betrachtet.
„Herr, ich walle zu einem sterbenden
Mann, 15
Der nach der Himmelskost schmachtet;
Und da ich mich nahe des Baches Steg,
Da hat ihn der strömende Gießbach hinweg
Im Strudel der Wellen gerissen.
Drum daß dem Lechzenden werde sein 20
Heil,
So will ich das Wässerlein jetzt in Eil'
Durchwaten mit nackenden Füßen."
9. „Da setzt ihn der Graf auf sein
ritterlich Pferd 25
Und reicht ihm die prächtigen Zäume,
Daß er labe den Kranken, der sein be¬
gehrt,
Und die heilige Pflicht nicht versäume.
Und er selber auf seines Knappen Tier 30
Vergnüget noch weiter des Jagens Begier;
Der andre die Reise vollführet.
Und am nächsten Morgen, mit dankendem
Blick,
Da bringt er dem Grafen sein Roß zurück, 35
Bescheiden am Zügel geführet.
10. „Nicht wolle das Gott," rief mit
Demutsinn
Der Graf, „daß zum Streiten und Jagen
Das Roß ich beschritte fürderhin, 40
Das meinen Schöpfer getragen!
Und magst du's nicht haben zu eignem
Gewinst,
So bleib' es gewidmet dem göttlichen
Dienst! 45
Denn ich hab' es dem ja gegeben,
Von dem ich Ehre und irdisches Gut
Zu Lehen trage und Leib und Blut
Und Seele und Atem und Leben."