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11. „So mög' auch Gott, der allmächtige
Hort,
Der das Flehen der Schwachen erhöret,
Zu Ehren Euch bringen hier und dort,
5 So wie Ihr jetzt ihn geehret.
Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt
Durch ritterlich Walten im Schweizerland;
Euch blühn sechs liebliche Töchter.
So mögen sie," rief er begeistert aus,
ro „Sechs Kronen Euch bringen in Euer Haus
Und glänzen die spät'sten Geschlechter!" —
113. Der Alpi
Fr. v.
1. „Willst du nicht das Lämmlein hüten?
15 Lämmlein ist so fromm und sanft,
Nährt sich von des Grases Blüten,
Spielend an des Baches Ranft."
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Jagen nach des Berges Höhen!"
20 2. „Willst du nicht die Herde locken
Mit des Hornes munterm Klang?
Lieblich tönt der Schall der Glocken
In des Waldes Lustgesang."
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
25 Schweifen auf den wilden Höhen!"
3. „Willstdu nicht der Blümlein warten,
Die im Beete freundlich stehn?
Draußen ladet dich kein Garten;
Wild ist's auf den wilden Höhn!"
30 „Laß die Blümlein, laß sie blühen!
Mutter, Mutter, laß mich ziehen!"
4. Und der Knabe ging zu jagen.
Und es treibt und reißt ihn fort,
Rastlos fort mit blindem Wagen
35 An des Berges finstern Ort;
Vor ihm her mit Windesschnelle
Flieht die zitternde Gazelle.
12. Und mit sinnendem Haupt saß der
Kaiser da,
Als dächt' er vergangener Zeiten;
Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah,
Da ergreift ihn der Worte Bedeuten.
Die Züge des Priesters erkennt er schnell
Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell
In des Mantels purpurnen Falten.
Und alles blickte den Kaiser an
Und erkannte den Grafen, der das gethan,
Und verehrte das göttliche Walten.
jiiger. (1804.)
Schiller.
5. Auf der Felsen nackte Rippen
Klettert sie mit leichtem Schwung,
Durch den Riß gespaltner Klippen
Trägt sie der gewagte Sprung;
Aber hinter ihr vermögen
Folgt er mit dem Todesbogen.
6. Jetzo aus den schroffen Zinken
Hängt sie, auf dem höchsten Grat,
Wo die Felsen jäh versinken,
Und verschwunden ist der Pfad.
Unter sich die steile Höhe,
Hinter sich des Feindes Nähe.
7. Mit des Jammers stummen Blicken
Fleht sie zu dem harten Mann,
Fleht umsonst, denn loszudrücken
Legt er schon den Bogen an;
Plötzlich aus der Felsenspalte
Tritt der Greis, der Bergesalte.
8. Und mit seinen Götterhänden
Schützt er das gequälte Tier.
„Mußt du Tod und Jammer senden",
Ruft er, „bis herauf zu mir?
Raum für alle hat die Erde;
Was verfolgst du meine Herde?"
114. Der Wilde.
I. G. Seume.
40 Ein Kanadier, der noch Europens
Übertünchte Höflichkeit nicht kannte
Und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben,
Von Kultur noch frei, im Busen fühlte,
Brachte, was er mit des Bogens Sehne
Fern in Quebecks übereisten Wäldern
Auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe.
Als er ohne schlaue Rednerkünste,
So wie man ihm bot, die Felsenvögel
Um ein Kleines hingegeben hatte,