Full text: Deutsche Nationalliteratur von den Anfängen bis zur Gegenwart (Band 1, [Schülerband])

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10o0 Parhaubt. Nuͤn schin die suͤn gar hais, 
Der schwais uͤeber sein leib abron. 
Mit vnrw verzert) der alt mon 
Den dag pis auf den abent spat; 
Machtlos, helig?“), gancz muͤed vnd mat 
ios Die gais er wideruͤmb haimpracht. 
Der herr sach Petruͤm an vnd lacht, 
Sprach: „Petre, wilt mein regiment 
Noch lenger phaltn in deiner hent?“ 
Petruͤs sprach: „Lieber herre mein, 
uo Nem wider hin den stabe dein 
Vnd dein gwalt; ich peger mit nichten 
Fort hin dein ambt mer auͤs zv richten. 
Ich merck, das mein weisheit kauͤm docht?), 
Das ich ain gais regiren moͤcht 
us Mit groser angst, muͤe vnd arbeit. 
O herr, vergieb mir mein dorheit. 
Ich wil fort der regiruͤng dein, 
Weil ich leb, nicht mehr reden ein.“ 
Der herr sprach: „Petre, das selb thw, 
120 So lebstw stet in stiller rw, 
Vnd vertraw mir in meine hent 
Das almechtige regiment!“ 
¶ Diese fabel ist von den alten 
Vns zv vermanuͤng fuͤergehalten, 
126 Das der mensch hie in dieser zeit 
Gottes vnerforschling weisheit 
Vnd sein almechtigen gewalt, 
Wie er himel vnd erd erhalt 
Vnd die verporgenlich regier, 
i80 Nach seinem willen ordinir 
Alle geschopff vnd creatuͤr 
Als der almechtig schopffer puͤr, 
Im allein sag lob, preis vnd er 
Vnd forsch darnach nit weiter mer 
36 Auß fuͤrwicz, muͤetwillig vnd frech, 
Warumb dis oder jens geschech, 
Waruͤmb got solch uͤebel verheng, 
Sein straff verziech?) pis in die leng, 
Vnd so vil posheit ob las schweben. 
0 All solch gedancken kuͤmen eben 
Geflossen her aus flaisch vnd pluͤet, 
Das aus dorheit vrtailen thuͤet 
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Vnd lest sich duͤncken in den sachen, 
Es wolt ain ding vil pesser machen, 
Den got selber in seinem tron; 
Vnd wens im solt von noͤten thon, 
Solt er mit not, muͤe, angst vnd schwais 
Auch hie regiren kauͤm ein gais. 
O mensch, erkenn dein vnfermuͤegen, 
Das dein weisheit vnd kreft nit thuͤegen 160 
Nach zv forschen goͤtlichem willen. 
Las den glauben dein herze stillen, 
Das got on vrsach nichsen thw, 
Suͤnder aufs pest, vnd sey zv rw. 
Der gleich vrteil in dieser zeit 
Auch nit die weltlich oͤbrikeit, 
Sam soltz das thon vnd jenes lasen, 
Die weil sie ist von got der masen 
Zw regiren hie auͤserwelt 
Vnd seim volck zv guͤet fuͤrgestelt), 
Das sie gottes pefelch außricht; 
Vnd ob sie gleich das selb thuͤet nicht, 
Suͤnder eben das widerspil, 
So is gotes verhengter wil 
Zw straff der grosen suͤnde dein. 
Sie wirt tragen das vrteil sein, 
Der halb mans nit vrtailen sol. 
Pitten vnd petten mag man wol, 
Das vns got woͤll die suͤnt verzeyen 
Vnd sein guͤnst vnd genad verleyen 
Der oͤbrikeit im regiment, 
Weil ir hercz stet in seiner hent. 
Auf das rw vnd fried auf erwachs 
In christlicher gmain, wuͤnscht Hans Sachs. 
Anno salutis 1555, am 8 tag Oktobris. 
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2. Die vngleichen kinder Eue. 
DJe glerten haben zwgericht 
Vor jaren ain lieblich gedicht 
Nach dem vnd Gott, der herr, 
All ereatur durch wortes ruͤeff, 
Vnd vnserm ersten vater Adam 
Ein rieb aus seiner seitten nam, 
Darauͤs Eua, das weib, jm pawt 
Vnd sie Adam elich vertrawt, 
Gab in darnach sein segen wert, 
peschueff 
— — 
) verzert, verbringt. 2helig, vor Durst und Hunger kraftlos. 
M verziech, verziehe. 5) fuͤrgestelt, vorgesetzt. 
3) docht, taugt.
	        
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