Full text: Poesie und Prosa für die dritte Klasse (Teil 1, [Schülerband])

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Der General ritt zu uns hinter das rauchende Gebäude, dessen Dach und 
Sparren eben prasselnd zusammengebrochen waren, und fragte: „Hat einer der Herren 
noch eine nicht letzte Zigarre?" Sie wurde ihm präsentiert. 
Dann bildeten wir einen Kreis um ihn. Der Oberbefehlshaber gab einigen 
von uns persönlich Befehle. Als wir abritten, die Befehle zu überbringen, um 
mit aller Macht auf die Stadt vorzugehen, setzte er sich in kurzen Galopp, um 
weiter vorwärts einen neuen Beobachtungsposten einzunehmen. Eine Ordonnanz 
blieb bei der Brandstätte zurück: sie hatte den Auftrag, den Meldenden von dem 
neugewählten Aufstellungspunkt des Generals Mitteilung zu machen. 
Der Zauber der Mittagsstunde war gebrochen. 
IV. Gedichte 
¡1) Nus der Zeit bis zu den Befreiungskriegen. 
1. Matthias Claudius (1746—1815). 
Quelle: Werke. Originalausgabe8. 2 Bde. Gotha 1865. 
Ein Lied hinterm 
Der Winter ist ein rechter Mann, 
Kernfest und auf die Dauer; 
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an, 
Und scheut nicht süß noch sauer. 
War je ein Mann gesund, ist ers; 
Er krankt und kränkelt nimmer, 
Weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs 
Und schläft im kalten Zimmer. 
Er zieht sein Hemd im Freien an 
Und läßt's vorher nicht wärmen; 
Und spottet über Fluß im Zahn 
Und Kolik in Gedärmen. 
Aus Blumen und aus Vogelfang 
Weiß er sich nichts zu machen; 
Haßt warmen Trank und warmen Klang 
Und alle warme Sachen. 
Ofen )u singen. 
Doch wenn die Füchse bellen sehr, 
Wenn's Holz im Ofen knittert 
Und um den Ofen Knecht und Herr 
Die Hände reibt und zittert; 
Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht 
Und Teich und Seen krachen: 
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht, 
Dann will er sich tot lachen. — 
Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus 
Beim Nordpol an dem Sttande; 
Doch hat er auch ein Sommerhaus 
Im lieben Schweizerlande. 
Da ist er denn bald dort, bald hier, 
Gut Regiment zu führen. 
Und wenn er durchzieht, stehen wir 
Und sehn ihn an und frieren. 
2. Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748—1776). 
Quelle: Gedichte, besorgt von F. L. Grafen zu Stolberg u. Joh. Heim. Boß. Hamburg 1783. 
Der alte Landmann 
Üb' immer Treu' und Redlichkeit 
Bis an dein kühles Grab 
Und weiche keinen Fingerbreit 
Von Gottes Wegen ab; 
an seinen Sohn. 
Dann wirst du wie auf grünen Au'n 
Durchs Pilgerleben gehn; 
Dann kannst du sonder Furcht und Grau'n 
Dem Tod ins Auge sehn.
	        
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