Vorwort.
Das vorliegende deutsche Lesebuch für Präparandenanstalten verdankt ebenso wie
das sich auf ihm aufbauende, im gleichen Verlage erschienene deutsche Lesebuch für
Lehrerseminare seine Entstehung den Bestimmungen über das Präparanden- und
Seminarwesen vom 1. Juli 1901. Ihnen schließen sich beide eng an. Sie bilden
ein einheitliches Ganze, das, vom Leichten zum Schweren aufsteigend, in organischer
Entwicklung dem zukünftigen Lehrer nicht nur eine literarische, sondern auch eine
religiös-sittliche und nationale Bildung darbieten will.
Dementsprechend ist für die Auswahl in erster Linie der künstlerische und
erziehliche Wert der Schöpfungen maßgebend gewesen. Sie ist so getroffen, daß sie
„neben dem bewährten Älteren mit guten Erzeugnissen unserer neuesten Literatur"
bekannt und vertraut macht und namentlich auf den Gebieten der Geschichte, Erd-
und Naturkunde Einblicke in das gegenwärtige geistige Schaffen der Nation gewährt.
Das gesamte Lesebuch ist unmittelbar aus den Quellen geschöpft; wo in einigen
wenigen Fällen auf geeignete Vorlagen zurückgegangen werden konnte, sind sie stets
vorher an den Quellen geprüft worden. Die meisten Prosastücke dürften indes
bisher noch in keinem Lesebuche gestanden haben. Teilweise waren Kürzungen not¬
wendig — über ihre Notwendigkeit sei auf die Ausführungen im Vorwort zum
2. Teile des Seminarlesebuchs verwiesen.
Das Präparandenlesebuch gliedert sich in drei Teile, und zwar bringt Teil 1
den Stoff für die III. Klasse, Teil 2 die Poesie für die II. und I. Klasse, Teil 3
die Prosa für die II. und I. Klasse. Von wesentlichem Einfluß für die Gestaltung
des Lesebuches waren die von den Provinzialschulkollegien zum Lernen vorgeschriebenen
Gedichte. Solche Gedichte, die in der einen Provinz für die III. Klasse, in andern
dagegen für die II. oder I. Klaffe vorgesehen sind, sind in Teil 1 aufgenommen,
während in den folgenden Teilen darauf zurückverwiesen wird. Sofern nicht
die Festsetzungen der Provinzialschulkollegien eine Ausnahme bedingten, sind
Gedichte, welche aus den gebräuchlichsten Volksschullesebüchern bekannt sind, zu¬
meist nicht gebracht worden, vor allem schon deshalb, weil die Bestimmungen
„ein in seinem Umfange beschränktes" Lesebuch fordern. Goethe, Schiller und Uhland
sind nicht aufgenommen worden, da hierfür Schulausgaben gewünscht werden. Nur
für Teil 1 erschien eine Ausnahme berechtigt. Damit die Schulausgabe erst in der
II. Klasse einzutreten braucht, kamen hier zwei Goethische Gedichte zum Abdruck.
Teil 1 folgt nach den Vorschriften der Lehrpläne der Einteilung der Poetik.
Bei den Fabeln erschien es wertvoll, daß der zukünftige Lehrer einen Blick in das
Heimatland der Fabel und Parabel, den Orient, tun kann. Die Auswahl zeigt,
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