D'ic?'! 55. Aus dem Briefwechsel berühmter Brautpaare (Schiller und Lotte), raro
diese Leidenschaft in mir kämpfte, geprüft und gewogen, aber mein Herz
hat es widerlegt. Kann Lottchen glücklich werden durch meine innige,
ewige Liebe und kann ich Sie, Verehrungswürdigste, lebendig davon über¬
zeugen, so ist nichts mehr, was gegen das höchste Glück meines Lebens in
Anschlag kommen kann. Ich habe nichts zu fürchten als die zärtliche
Bekümmernis der Mutter um das Glück ihrer Tochter, und glücklich wird
sie durch mich sein, wenn Liebe sie glücklich machen kann. Und daß dieses
ist, habe ich in Lottchens Herz gelesen.
Wollen Sie, teureste Mutter — o lassen Sie mich bei diesem Namen
Sie nennen, der die Gefühle meines Herzens und meine Hoffnungen
gegen Sie ausspricht — wollen Sie das Teuerste, was Sie haben, meiner
Liebe anvertrauen? meine Wünsche durch Ihre Billigung in Wirklichkeit
verwandeln, wenn es auch die Wünsche Ihrer Tochter sind, wenn wir
uns beide in dieser Bitte vereinigen? Ich werde Ihnen mehr zu danken
haben, als ich eittem Menschen danken kann. Sie werden glücklich sein
in der Glückseligkeit Ihrer Kinder. Unsre Dankbarkeit wird geschäftig sein,
Ihr Leben zu verschönern und Ihnen das Geschenk der Liebe durch Liebe
zu erstatten. Ich erlaube mir keine weitere Erklärung, bis Sie über die
Wünsche meines Herzens entschieden haben werden. Steht mir in Ihrer
Seele meinem Glücke nichts entgegen, so werden keine Hindernisse von
außen ihm im Wege stehen. Mit welcher Unruhe und Sehnsucht erwarte
ich von Ihnen den Ausspruch über mein ganzes Glück! Aber Liebe allein
wird Sie leiten, und darauf gründe ich frohe Hoffungen. Ewig der Ihrige
mit der innigsten Ehrfurcht und Liebe.
Schiller (an Lottes Mutter, Frau Louise von Lengefeld).
VI.
Jena, Freitag abends, 8. Januar 1790.
Die Zweifel, die Du Dir auswirfst, meine Liebe, ob Du mir
auch wirklich das seist, was Du wünschest, enthalten einen stillen
Vorwurf gegen mich, ob ich gleich weiß, daß Du mir keinen machen
wolltest. Diese Zweifel hättest Du nicht, wenn meine Liebe für Dich
einen lebhafteren Ausdruck gehabt hätte, wenn ich mehr Worte
gehabt hätte, was Du meinem Herzen bist. Aber diese Zweifel werden
bei Dir aufhören, wenn Du mich ganz kennst, wenn Du mit meinem
Wesen vertraut genug geworden bist, um zu wissen, in welche Sprache
sich meine Empfindungen kleiden. Auch meine Liebe ist still, wie
mein ganzes übriges Wesen — nicht aus einzelnen raschen Aufwallungen,
aus dem ganzen Zusammenklang meines Lebens wirst Du sie kennen
lernen. Es wird noch ein schönes Studium für uns beide geben, bis
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